Nach der Tragödie beschuldigt die italienische Regierung die Betreibergesellschaft und die EU. Sie muss sich aber auch selbst unangenehme Fragen gefallen lassen.
Genua/Rom. Die Wolken sind verzogen, die Sonne scheint am Mittwoch auf die Trümmer der Unglücksstelle in Genua, wo am Morgen noch immer Hunderte Helfer im Einsatz sind und nach Überlebenden und Opfern suchen. Elf Häuser wurden vorsorglich evakuiert, 440 Menschen sind an Ferragosto quasi wohnungslos. Dieser Tag, der 15. August, ist in Italien ein Feiertag, der Tag, an dem Familie und Freunde sich am Meer treffen, zusammen essen, feiern, das Leben und den Sommer genießen. Doch in diesem Jahr herrscht Staatstrauer zu Ferragosto, Mariä Himmelfahrt. Das Unglück vom Vortag, als im norditalienischen Genua eine vierspurige Autobahnbrücke plötzlich zusammenbrach und mindestens 37 Menschen in den Tod riss, lähmt das Land.
Ein etwa 100 Meter langes Stück des Polcevera-Viadukts, das auch Ponte Morandi genannt wird, war am Dienstag aus mehr als 40 Metern Höhe in die Tiefe gestürzt. Neben dem Schock und der Trauer wird am Tag nach der Tragödie auch die Wut der Italiener immer lauter: Wie konnte das nur passieren?