Nach Jagdszenen auf Migranten: Neue Demos in Chemnitz erwartet

APA/AFP/dpa/SEBASTIAN WILLNOW
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In der ostdeutschen Stadt kommt es zu Protesten und Ausschreitungen. Hintergrund ist der Mord an einem 35-jährigen Deutschen.

In Chemnitz bereitet sich die Polizei nach den Ausschreitungen am Sonntag auf neue Kundgebungen vor. Im Internet gebe es verschiedene Aufrufe zu Demonstrationen, sagte eine Sprecherin der Chemnitzer Polizei am Montag. Derzeit liefen Planungen, wie damit umgegangen werden solle.

Am Sonntag kam es nach Medienberichten zu Jagdszenen auf Migranten, nachdem ein 35-Jähriger bei einer Auseinandersetzung tödlich verletzt wurde. Die Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig zeigte sich im MDR entsetzt: "Dass es möglich ist, dass sich Leute verabreden, ansammeln und damit ein Stadtfest zum Abbruch bringen, durch die Stadt rennen und Menschen bedrohen - das ist schlimm."

Nach Angaben der Chemnitzer Polizei war am Sonntag in sozialen Medien zu Kundgebungen aufgerufen worden. Auch die Chemnitzer AfD hatte für eine "Spontandemo gegen Gewalt" auf ihrer Facebook-Seite mobilisiert. Am Sonntag versammelten sich der Polizei zufolge rund 800 Menschen. Die Kundgebungsteilnehmer hätten keinerlei Kooperationsbereitschaft gezeigt und seien durch die Innenstadt gezogen.

Zu den Organisationen, die zu Protesten aufgerufen haben, gehört die rechtsextreme Hooligan-Gruppe "Kaotic Chemnitz". "Um ein deutliches Zeichen zu setzen, forderte eine sportlich-orientierte Gruppe des Chemnitzer FC unter dem Motto 'unsere Stadt - unsere Regeln' dazu auf, gemeinsam gegen die zunehmende Gewalt von Ausländern auf die Straße zu gehen", heißt es auf deren Facebook-Seite. Der Verfassungsschutz stuft "Kaotic Chemnitz" als rechtsextrem ein.

"Ein schrecklicher Mord"

In sozialen Medien sind Aufnahmen zu sehen, wie Kundgebungsteilnehmer andere Menschen bedrohen. "Ein schrecklicher Mord, dessen Hintergründe unklar sind, wird in #Chemnitz aufs Widerlichste für rassistische Ausschreitungen instrumentalisiert", twitterte die Linken-Bundestagsabgeordnete Martina Renner.

Nach Angaben der Polizei war es in der Nacht zum Sonntag zu Auseinandersetzungen "zwischen mehreren Personen unterschiedlicher Nationalität" gekommen, bei denen der 35-Jährige tödlich und ein 33-Jähriger und ein 38-Jähriger schwer verletzt worden seien. Zwei 22 und 23 Jahre alte Verdächtige seien festgenommen worden.

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(APA)

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