Abkommen des Vatikan mit Chinas Führung soll Streit um Bischofsernennungen beilegen. Bei Chinas Katholiken regt sich Kritik.
Peking. Eine Annäherung zwischen der chinesischen Führung und dem Vatikan hatte sich zwar schon seit einer geraumen Weile abgezeichnet. Dass Papst Franziskus nun aber ausgerechnet Pekings zentrale Forderung erfüllt, ohne die anderen heiklen Fragen geklärt zu haben – das entsetzt nun doch viele Katholiken in China.
Mit dem von Chinas Führung und dem Vatikan unterzeichneten Abkommen wollen beide Seiten den Jahrzehnte dauernden Streit um die Ernennung katholischer Bischöfe beilegen. Papst Franziskus soll darin zugesagt haben, dass er sieben chinesische Bischöfe anerkennen werde, die die KP-Führung in den vergangenen Jahren ohne Zustimmung des Heiligen Stuhls ernannt hatte.
Drei von ihnen hatte der Papst aus der katholischen Kirche ausgeschlossen. Diese Exkommunizierungen würden nun zurückgenommen, heißt es nun aus dem Vatikan. 65 regierungstreue Bischöfe zählt China derzeit. Offiziell dürfen Katholiken in China ihren Glauben nur dann ausüben, wenn sie sich der „Katholischen Patriotischen Vereinigung“ angeschlossen haben. Diese Organisation ist der KP-Führung unterstellt. Der Vatikan erkennt sie nicht an, Peking wiederum nicht den Heiligen Stuhl in Rom. Ein Großteil der Katholiken in China hielt dem Papst die Treue. Sie waren zum Teil staatlicher Verfolgung ausgesetzt.
„Verwirrung und Schmerz“
Viele Katholiken seien vom Papst „sehr enttäuscht“, sagte nun Porson Chan, Vorsitzender der Gerechtigkeits- und Friedenskommission der Diözese von Hongkong, dem einzigen Bistum, in dem sich die Christen wegen des Sonderstatus der ehemaligen britischen Kronkolonie trauen, die Pekinger Führung offen zu kritisieren. Der ehemalige Hongkonger Kardinal Joseph Zen, sieht im Abkommen gar einen „Pakt mit dem Teufel“ und berichtet von „Verwirrung und Schmerz“ unter den Katholiken in China. Sie hätten für ihre Loyalität zum Vatikan viel Leid und Schmerz auf sich genommen, sagt Zen und warnt vor einer weiteren Spaltung.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.09.2018)