Russland/Österreich: Was Sebastian Kurz neuerlich zu Putin führt

Wladimir Putin und Sebastian Kurz hatten heuer schon oft Gelegenheit, miteinander zu sprechen.
Wladimir Putin und Sebastian Kurz hatten heuer schon oft Gelegenheit, miteinander zu sprechen.(c) REUTERS (Leonhard Foeger)
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Das vierte Treffen zwischen Bundeskanzler Kurz und Präsident Putin heuer ist mit Brüssel abgestimmt. Und die OMV spielt wieder einmal eine nicht unwichtige Rolle.

Moskau. Maria Theresia und Katharina die Große: Die Zeit, als zwei Frauen die Geschicke Russlands und Österreichs lenkten, sind lang vorbei. Das ist eine der Gemeinsamkeiten, die in der Ausstellung „Kaiserliche Metropolen St. Petersburg – Wien“ entdeckt werden können.

In der Schau werden hochkarätige Bilder aus dem Kunsthistorischen Museum und der St. Petersburger Eremitage nebeneinander präsentiert. Nicht weiter ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist hingegen: Die Ausstellung wird am heutigen Mittwoch von zwei prominenten Männern eröffnet. Von Wladimir Putin und Sebastian Kurz.

Eine Bilderschau als Anlass für einen zweitägigen Arbeitsbesuch des Bundeskanzlers in Russland? Eine fast idente Ausstellung war unter einem anderen Titel von Juni bis September im Wiener KHM zu sehen. Eröffnet wurde sie im Beisein von Bundespräsident Alexander van der Bellen und Putin, der damals Wien besuchte. Bei der Einweihung der Schau in Russland müsse ein ähnliches Setting gewahrt werden, hieß es.

Ein wenig Kunst, ein wenig Politik

Es ist das bereits vierte Treffen zwischen Kurz und Putin in diesem Jahr. Kurz besuchte Putin im Februar in Moskau, die Gegenvisite fand im Juni statt. Bei der Hochzeit von Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) trafen die beiden im August zum dritten Mal aufeinander. Und nun St. Petersburg.
Im Bundeskanzleramt will man den politischen Charakter der Visite betont sehen und verweist auf das Arbeitsgespräch von Putin und Kurz nach der Zeremonie. Es ist direkt in der Eremitage vorgesehen. Die Reise finde im Rahmen des EU-Vorsitzes Österreichs statt und sei mit den Büros von Ratspräsident Donald Tusk und Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker abgesprochen, heißt es auf Anfrage der „Presse“.

Juncker und Kurz treffen einander am Donnerstag in Wien, wo der Kanzler von seinen Petersburger Eindrücken berichten wird. Erörtern will er mit Putin den Krieg in der Ukraine sowie die Lage in Syrien.

Österreich gehört zu jenen EU-Ländern, die gegen eine Isolierung des Kremls eintreten. Man befürwortet einen „Dialog auf Augenhöhe“, würde die EU-Sanktionen – bei Fortschritten im Donbass-Konflikt – gern schrittweise zurückfahren. Innerhalb der EU ist die österreichische Position freilich umstritten. Wien gilt insbesondere den Briten, Polen und Skandinaviern wegen seiner sanften Positionen als zu russlandfreundlich.

Auch bei der Reise nach St. Petersburg hat man peinlich genau auf eine ausgewogene Themenmischung geachtet: Es gibt ein wenig Kultur, ein wenig Politik und natürlich: ein wenig Wirtschaft. Während Wien nach außen gern seine Vermittlerrolle im Namen Brüssels betont, spricht Moskau am liebsten über das (ungleich problemlosere) Geschäft. Indirekt spielt es auch bei dieser Visite die Hauptrolle. Denn die Sponsoren der Bilderschau heißen OMV und Gazprom.

OMV-Chef Seele auch dabei

Auch OMV-Chef Rainer Seele wird daher in St. Petersburg erwartet, wie das Unternehmen gegenüber der „Presse“ bestätigte. Seele, der die OMV seit 2015 leitet, soll demnächst von Putin mit einem Freundschaftsorden ausgezeichnet werden. Er wird in St. Petersburg an der Ausstellungseröffnung und am St. Petersburg International Gas Forum teilnehmen. Treffen mit Präsident Putin und Gazprom-Chef Alexej Miller sind ebenfalls vorgesehen. Der Kreml sprach im Vorfeld der Visite von „konkreten Plänen“, die Handels- und Investitionskooperation in verschiedenen Bereichen weiter auszuweiten. Die OMV wollte dazu gestern (noch) keine Stellung nehmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2018)

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