Fall Khashoggi: Warum Trump nun "schurkenhafte Killer" verantwortlich macht

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Nach einem Telefonat mit dem saudischen König, schiebt der US-Präsident die Schuld für den Tod des saudischen Kritikers nicht mehr direkt auf Riad. Auch Saudiarabien will laut US-Medien auf einen versehentlichen Tod verweisen.

Ganze neun Stunden lang dauerte die Untersuchung türkischer Polizisten, die das Verschwinden des saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul aufklären sollten. Gemeinsam mit saudi-arabischen Ermittlern sollten sie die Vertretung durchsuchen, wo der regierungskritische Journalist am 2. Oktober zuletzt gesehen worden war. Demnach haben die Ermittler auch Proben aus dem Garten des Konsulats mitgenommen. Außerdem seien zwei Müllwagen der Gemeinde ins Konsulat gefahren, unklar war zunächst warum.

Es war das erste Mal, dass türkische Beamte seit dem Verschwinden Khashoggis das Konsulat betraten. Saudi-Arabien hatte die Türkei zwar kurz nach dem Verschwinden eingeladen, sich in dem Gebäude ein Bild von der Lage machen. Aber um die Durchsuchung des Konsulats und die damit zusammenhängenden Ermittlungen hatte es ein tagelanges Tauziehen zwischen beiden Ländern gegeben, da die türkischen Ermittlungen in dem Fall auf saudiarabischem Territorium stattfänden.

In einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump hatte der saudiarabische König Salman vehement bestritten, dass die Führung des Königreichs etwas mit dem Verschwinden des Journalisten Jamal Khashoggi zu tun hat. Das Dementi des Königs sei "sehr, sehr stark" gewesen, sagte Trump am Montag. Es habe sich für ihn so angehört, als könnten "vielleicht schurkenhafte Killer" am Werk gewesen sein.

Waffen und Öl - die saudischen Druckmittel

"Wer weiß?", sagte Trump und teilte vor Journalisten im Weißen Haus zudem mit, dass sich Außenminister Mike Pompeo zu einem Gespräch mit König Salman auf den Weg nach Saudiarabien gemacht habe. Von Khashoggi fehlt seit einem Besuch im saudiarabischen Konsulat in Istanbul am 2. Oktober jede Spur. Türkische Ermittler gehen davon aus, dass der saudiarabische Journalist und Regierungskritiker in dem Konsulat von Agenten seines Landes ermordet wurde. Saudiarabien bestreitet dies, ist aber den Beweis schuldig geblieben, dass Khashoggi das Gebäude lebend verließ. Khashoggi schrieb unter anderem für die "Washington Post".

Am Wochenende hatte Trump erstmals die Vermutung geäußert, dass Khashoggi tot ist und schloss nicht aus, dass Saudiarabien dafür verantwortlich sein könnte. Er drohte Riad mit einer "schweren Strafe". Dass Trump nach dem Telefonat mit dem saudischen König nun wieder mildere Töne anschlägt, könnte mit den Geschäftsinteressen Trumps in Saudiarabien zu tun haben. Washington ist ein enger Verbündeter und zugleich ein wichtiger Handelspartner der USA: Kein Staat kauft so viele amerikanische Waffen. Auch aufgrund seiner Ölressourcen hat Riad ein Druckmittel gegenüber Washington in der Hand.

Montagabend deuteten US-Medien an, dass Saudiarabien in Kürze eine Erklärung zum Schicksal Khashoggis abgeben wolle. Ebenso wie Donald Trump wolle sich Riad in der Stellungnahme auf "schurkenhafte" Agenten beziehen, berichtete das "Wall Street Journal" - und damit die Verantwortung von sich weisen. Demnach soll das Verhör Khashoggis schiefgegangen sein. CNN berichtete unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen, der Plan sei gewesen, den Saudi zu entführen, aber nicht zu töten. Eine Quelle sagte, in dem Bericht dürfte festgehalten werden, dass die gegen Khashoggi gerichtete Operation ohne Genehmigung von oben abgelaufen sei - und dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden.

(APA/Reuters/AFP/red.)

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