Saudiarabien gibt Tötung von Regimekritiker Khashoggi zu

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Jamal Khashoggi sei ums Leben gekommen, nachdem es zu einem Kampf im Konsulat gekommen sei, heißt es aus Riad. König Salman ordnet die Amtsenthebung der rechten Hand von Kronprinz Mohammed an.

Zweieinhalb Wochen nach dem Verschwinden des saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi hat Saudi-Arabien erstmals zugegeben, dass der Kritiker des Königshauses im Konsulat in Istanbul getötet wurde. Er sei ums Leben gekommen, nachdem es zu einem Kampf mit Personen gekommen sei, die er in dem Konsulat getroffen habe, erklärte die Staatsanwaltschaft in Riad am Samstag.

Ein Streit zwischen Khashoggi und Männern im Konsulat habe sich zu einer "Schlägerei" entwickelt, "die zu seinem Tod führte", erklärte der saudi-arabische Generalstaatsanwalt Scheich Saud al-Modsheb am Samstag.

König Salman ordnete staatlichen Medien zufolge an, den stellvertretenden Geheimdienstchef Ahmed Assiri und den Königshaus-Berater Saud al-Kahtani, der als rechte Hand von Kronprinz Mohammed bin Salman gilt, ihrer Posten zu entheben. US-Präsident Donald Trump sagte, er halte die Erklärung für glaubwürdig. Er sprach von einem "guten ersten großen Schritt". Saudi-Arabien sei ein "großartiger Verbündeter".

Trump will keine Waffengeschäfte streichen

Die Staatsanwaltschaft teilte mit, die Ermittlungen liefen noch. 18 saudische Staatsbürger seien festgenommen worden. Kronprinz Mohammed bin Salman ordnete Medienberichten zufolge die Bildung eines Ministerialkomitees an, das den Geheimdienst umbauen solle. Ein mit den Ermittlungen vertrauter Vertreter Saudi-Arabiens sagte, der Kronprinz habe nichts von einem Einsatz gegen Khashoggi gewusst. Ganz sicher habe er auch keine Entführung oder Ermordung angeordnet.

Khashoggi war am 2. Oktober in das saudische Konsulat in Istanbul gegangen, um Dokumente für seine bevorstehende Hochzeit zu bekommen. Seitdem galt der Kolumnist der "Washington Post" als vermisst. Doch rasch kam der Verdacht auf, dass Khashoggi umgekommen sein könnte. Die türkischen Behörden gingen davon aus, dass er in dem Konsulat getötet und seine Leiche fortgeschafft wurde. Deren Verbleib ist nach wie vor unklar. Saudi-Arabien wies die Vorwürfe zunächst zurück und erklärte, der Journalist habe das Konsulat kurz nach seinem Besuch wieder verlassen. Zuletzt nahm der Druck auf das Königshaus jedoch zu, für Aufklärung zu sorgen.

US-Präsident Donald Trump erwägt vorerst keine Konsequenzen - wohl auch im Hinblick auf die Midterm-Elections Anfang Februar. Er glaube nicht, dass die Führung in Riad ihn angelogen habe, sagte er bei einem Wahlkampfauftritt in Arizona. Was passiert sei, sei aber inakzeptabel. Er werde mit dem Kronprinzen den Fall besprechen. Trump sprach sich jedoch dagegen aus, als Konsequenz Waffengeschäfte zu streichen. Im Falle von US-Sanktionen gegen Riad würde er es vorziehen, "dass wir als Strafe nicht Arbeit im Wert von 110 Milliarden Dollar annullieren", sagte der US-Präsident in Arizona mit Verweis auf ein großes Rüstungsgeschäft mit Saudi-Arabien. Es sei "zu früh, um zu sagen", wie die USA reagieren.

Demokraten halten saudische Erklärung unglaubwürdig

Deutlich kritischere Töne kamen dagegen aus dem US-Kongress, den Trump in die Entscheidung über eventuelle Maßnahmen gegen Saudi-Arabien einbinden will. "Zu sagen, ich sei skeptisch, was die neue saudische Erzählung zu Herrn Khashoggi angeht, ist eine Untertreibung", sagte etwa der republikanische Senator Lindsey Graham. Sein demokratischer Kollege Richard Blumenthal sagte zu CNN, die Erklärung aus Saudi-Arabien trotze jeglicher Glaubwürdigkeit. Er forderte eine internationale Untersuchung.

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres zeigte "zutiefst beunruhigt" über den gewaltsamen Tod Khashoggis, wie sein Büro mitteilte. Guterres bekräftigte die Notwendigkeit einer "unmittelbaren, gründlichen und transparenten Untersuchung" der Todesumstände.

(APA/AFP/Reuters/dpa)

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