EU-Kommissar Moscovici nennt italienischen Politiker "Faschisten"

EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici
EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici APA/AFP/FREDERICK FLORIN
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Der Lega-Europaabgeordnete Angelo Ciocca hatte in Straßburg mit seinem Schuh auf Notizen des Wirtschaftskommissar Moscovici herumgehämmert.

Im Streit um den italienischen Haushalt für 2019 verschärft sich der Ton: EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici bezeichnete den italienischen Europaabgeordneten Angelo Ciocca am Freitag im französischen Nachrichtensender CNews als "Faschisten". Der Politiker der fremdenfeindlichen Lega hatte am Dienstag in Straßburg mit seinem Schuh auf Moscovicis Notizen herumgehämmert.

Ciocca sei "ein Dummkopf, ein Provokateur, ein Faschist", sagte Moscovici dem Sender. "Sein Verhalten ist grotesk", sagte der französische Kommissar. Moscovici hatte den Haushaltsentwurf der italienischen Regierung Anfang der Woche zurückgewiesen und Nachbesserungen verlangt - ein in der EU-Geschichte einmaliger Vorgang.

Aus Protest griff Ciocca in Straßburg nach der Pressekonferenz des Kommissars zu seinem Schuh. Später erklärte der Lega-Politiker auf Twitter, er sei mit einer "in Italien gefertigten" Schuhsohle auf "den Berg von Lügen" marschiert, den Moscovici über Italien geschrieben habe. In Rom regiert die Lega mit der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung.

Die italienische Regierung plant in ihrem Haushaltsentwurf eine deutlich höhere Neuverschuldung als mit Brüssel vereinbart. Das Land hat mit 131 Prozent der Wirtschaftsleistung bereits jetzt die zweitgrößte Gesamtverschuldung der Eurozone nach Griechenland. Die EU-Kommission und die österreichische Ratspräsidentschaft fürchten deshalb Ansteckungsgefahren für die anderen Euro-Länder.

(APA/AFP)

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