Kim testet neue „Hightech-Waffe“

Kim Jong-un lässt neue Waffe testen: „Sie schützt unser Territorium und verbessert die Kampfkraft unserer Volksarmee.“
Kim Jong-un lässt neue Waffe testen: „Sie schützt unser Territorium und verbessert die Kampfkraft unserer Volksarmee.“REUTERS
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Pjöngjang „warnt“ Trump: Ziel ist Ende der Sanktionen.

Tokio/Seoul. Wenn man Nordkoreas Propaganda glauben darf, hat das kommunistische Regime eine neue „Hightech-Waffe“ getestet. Persönlich überwacht wurde der Start von Diktator Kim Jong-un, berichtet am Freitag die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Staatsmedien in Pjöngjang hätten vermeldet: „Die hochmoderne Waffe wurde seit Langem unter der dynamischen Führung unserer Partei entwickelt. Sie schützt unser Territorium vollständig und verbessert die Kampfkraft unserer Volksarmee erheblich.“ Um welche Waffenart es sich dabei handeln soll, blieb bei dieser kryptischen Mitteilung im Dunkeln.

Kim „verliert die Geduld“

Es war aber das erste Mal seit Monaten, dass Pjöngjang wieder militärisch von sich reden machte. Experten in Südkorea gehen davon aus, dass Kim Jong-un mit diesem neuen Propagandafeuer zwei Hauptziele verfolgt. Zum einen ist es ein Warnschuss Richtung Washington mit der Botschaft: „Wir wollen nicht länger auf ein Ende der Sanktionen warten.“ Wenn sich das Weiße Haus nicht bewege, rüste man atomar weiter auf. Yang Moo-jin der Universität für Nordkorea-Studien in Seoul sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Test sei ein „Signal an die USA“, dass Nordkorea die „Geduld“ verliere.

Zum anderen ist der Waffentest auch eine nach innen gerichtete Botschaft. Dem Parteivolk, vor allem den Militärs, soll signalisiert werden: Man lässt sich von den USA weder verschrecken noch entwaffnen. Seit November vergangenen Jahres hat Nordkorea keine ernsthaften Waffentests mehr abgehalten. Zu Jahresbeginn setzte diplomatisches Tauwetter zwischen Nord- und Südkorea ein. Pjöngjang und Washington näherten sich nach verbalen Schlammschlachten erstmals ein wenig an. Es wäre jedoch ein schwerer Rückschlag für die Entspannung in Ostasien, wenn Pjöngjang sein Atomprogramm wieder aktivieren würde.

Anfang 2019 soll es zu einem zweiten Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Kim kommen. Wann genau, wo und mit welcher Tagesordnung, ist nicht bekannt. Dem Vernehmen nach fordert Washington, dass sich Nordkorea zur Abrüstung seines Atomprogramms äußert. Beim ersten Gipfel am 12. Juni in Singapur waren nur allgemeine Absichtserklärungen zustande gekommen. Man konnte sich darauf verständigen, Frieden und eine komplette Denuklearisierung auf der koreanischen Halbinsel „anzustreben“.

Danach hatte das Kim-Regime ältere Testanlagen stillgelegt, aber bisher nicht vollständig eliminiert. In jüngster Zeit gibt es wieder immer mehr Zweifel an der Ernsthaftigkeit der nordkoreanischen Zusagen. Erst Anfang der Woche warnte das US-Institut Center for Strategic and International Studies (CSIS) vor mindestens 13 bisher unbekannten Raketenstützpunkten in Nordkorea. Dort könnten geheim mobile, atomar bestückte Raketen gelagert werden. Satellitenaufnahmen legen nahe, dass sich in engen Bergtälern Tunnel befinden, aus denen verborgene mobile Raketenwerfer in kürzester Frist hervorgeholt und zu Abschussplätzen befördert werden können. Nach CSIS-Angaben sind diese unterirdischen Stützpunkte über das ganze Land verteilt, einer davon befindet sich nur 135 Kilometer nordwestlich von Südkoreas Hauptstadt Seoul.

Trump wiegelt die alarmierenden Berichte ab. „Nichts Neues und nichts Außergewöhnliches passiert“, schrieb er auf Twitter. Auf beinahe jeder Veranstaltung lobt er sich: „Wir sind nicht in Eile. Die Sanktionen sind in Kraft. Die Raketenstarts haben aufgehört, die Geiseln sind heimgekehrt.“

Dagegen mahnt die „New York Times“ vor der „großen Täuschung“ Kims, Nordkorea verfüge über 40 bis 60 atomare Sprengköpfe und setze die Produktion heimlich fort. Aufhorchen lässt ein Statement aus dem Büro des südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in: Der Begriff „große Täuschung“ treffe nicht zu, weil „Nordkorea niemals versprochen hat, seine Raketenbasen abzubauen. Auch hat es nicht zugesagt, einem Vertrag beizutreten, der deren Abbau vorsieht“, so ein Präsidentensprecher. „Wenn die Existenz dieser Basen irgendetwas zeigt, dann die Notwendigkeit von Verhandlungen, um die nordkoreanische Bedrohung zu beseitigen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2018)

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