Kronprinz soll Nachrichten an Mörder von Khashoggi geschickt haben

Mohammed bin Salman
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Das "Wall Street Journal" berichtet von elf Nachrichten, die Mohammed bin Salman an seinen Berater geschrieben habe. Ihr Inhalt sei der CIA nicht bekannt. US-Außenminister Mike Pompeo nimmt den saudischen Kronprinzen in Schutz.

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hat einem US-Medienbericht zufolge mehrere Nachrichten an einen engen Vertrauten geschickt, der das Tötungskommando für den Journalisten Jamal Khashoggi gesteuert habe. Das berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf CIA-Dokumente. Demnach geht es um mindestens elf Nachrichten, die der Kronprinz in den Stunden vor und nach dem Mord an Khashoggi im Oktober an seinen persönlichen Berater Saud al-Kahtani geschickt habe. Ihr Inhalt sei der CIA nicht bekannt. In welcher Form sie gesendet wurden, gehe aus den Dokumenten nicht hervor.

Der US-Auslandsgeheimdienst sei in den bisher nicht veröffentlichten Dokumenten mit "mittlerer bis hoher" Sicherheit zu der Einschätzung gelangt, dass der saudische Kronprinz Khashoggis Tod "wahrscheinlich angeordnet" habe. "Um es klar zu sagen, uns fehlen direkte Belege, dass der Kronprinz einen Tötungsbefehl erteilt hat", zitierte die Zeitung weiter.

In den Dokumenten heiße es zu Khashoggi außerdem: "Wir könnten ihn möglicherweise auch außerhalb Saudiarabiens locken (...)". Ob diese Äußerungen vom August 2017 direkt vom saudischen Thronfolger stammen oder von einem Dritten zitiert worden waren, sei aber nach den Auszügen, die dem "Wall Street Journal" vorliegen, unklar.

Pompeo stärkt Kornprinz den Rücken

US-Außenminister Mike Pompeo betonte unterdessen im Rahmen des G20-Gipfels, es lägen ihm keine Beweise, die den saudischen Kronprinzen belasten würden, vor. "Ich habe alle Geheimdienstinformationen gelesen, die im Besitz der Regierung der Vereinigten Staaten sind", sagte Pompeo dem Sender CNN. "Es gibt keinen direkten Beweis, der ihn mit dem Mord an Jamal Khashoggi verbindet."

Weiters hielt Pompeo fest: "Es bleibt eine wichtige Beziehung und wir streben an, diese Beziehung mit dem Königreich Saudiarabien beizubehalten." Auf die Frage, ob der der Auslandsgeheimdienst CIA zu dem Schluss gekommen sei, dass Kronprinz Mohammed wahrscheinlich in den Mord involviert gewesen sei, sagte Pompeo: "Ich kann Geheimdienstangelegenheiten oder CIA-Schlussfolgerungen nicht kommentieren."

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan forderte beim G20-Gipfel unterdessen einmal mehr die Aufklärung des Falls. Von Saudiarabien verlangte er außerdem die Auslieferung der Verantwortlichen an die Türkei. "Wir haben sie gebeten, uns die Beschuldigten zu geben, weil die Straftat in Istanbul geschah. Die saudischen Behörden geben sie uns immer noch nicht", sagte er.

Auf einen Blick

Der im Exil lebende saudische Regimekritiker Khashoggi wurde Anfang Oktober im Konsulat seines Heimatlandes in Istanbul umgebracht, in dem er Dokumente für seine Hochzeit abholen wollte. Unter immensem internationalen Druck auf Saudiarabien gab die autokratische Regierung erst viel später den Tod des "Washington Post"-Kolumnisten zu. Riad beschuldigte aber hochrangige Regierungsmitarbeiter der Tat und versicherte, diese hätten nicht auf Befehl des Kronprinzen oder des Königs gehandelt. Diese Version wurde international als wenig glaubwürdig angezweifelt.

>>> Bericht im "Wall Street Journal"

(Red./APA/dpa)

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