100. Geburtstag

Warum der Autor des Gulag dem Westen jetzt peinlich ist

Die Annexion der Krim hätte er begrüßt, den Westen fand er dekadent: Solschenizyn 1974 in Zürich.
Die Annexion der Krim hätte er begrüßt, den Westen fand er dekadent: Solschenizyn 1974 in Zürich. (c) imago/Sven Simon
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Enthüllungen über die sowjetische Lagerhölle machten Alexander Solschenizyn in Europa zum Star, nun weicht man seinem Jubiläum aus. Das hat wohl auch mit seiner Sicht auf Demokratie, Freiheit oder russische Grenzen zu tun.

Vor 44 Jahren kam er nach Deutschland und wurde der im Westen berühmteste Sowjetdissident. Nun jährt sich der Geburtstag des russischen Schriftstellers Alexander Solschenizyn zum hundertsten Mal – und fast nichts passiert. Deutschsprachige Verlage brachten dem einst Bejubelten nicht einmal Neuauflagen seiner Werke. Liegt es nur daran, dass die Schrecken des stalinistischen Gulags schon so ferne liegen, deren Alltag der Autor acht Jahre lang durchlebt und später detailliert enthüllt hat, wie vor ihm kein anderer? Wohl nicht.

Solschenizyn, in den Siebzigerjahren und noch lange danach als Held des Widerstands und der Freiheit bejubelt, ist für den Westen heute ein schwieriger Jubilar. Die Annexion auf der Krim hätte er zweifellos begrüßt, wäre er nicht schon 2008 gestorben. Putin stand er in den Jahren davor positiv gegenüber, als einem starken Führer aus dem postkommunistischen Chaos heraus (das Solschenizyn nach seiner Rückkehr nach Russland 1994 miterlebt hatte). Gorbatschow verachtete er als Totengräber von Russlands Macht.

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