Erdoğan kündigt neue Offensive in Nordsyrien an

Türkischer M-60-Panzer
Türkischer M-60-PanzerAPA/AFP/BULENT KILIC
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Angriff steht in den nächsten Tagen bevor. Kurdische Truppen wollen starken Widerstand leisten, der türkische Stoß würde in von den USA mitkontrolliertes Gebiet führen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat in Nordsyrien eine weitere Militäroffensive gegen kurdische Truppen angekündigt. Sie werde in einigen Tagen beginnen, sagte er am Mittwoch während einer Rede vor Vertretern der Rüstungsindustrie in Ankara. Erdoğan zufolge will die Türkei nun auch östlich des Euphrat-Flusses aktiv werden, um dort die Menschen "vor der separatistischen Terrororganisation" YPG zu "retten".

Das würde türkische Soldaten freilich in das militärische Einflussgebiet der USA führen und einen zentralen Konflikt mit Washington verschärfen. Die YPG ist in der Gegend ein wichtiger Partner der USA und des Westens generell im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und kontrolliert ein großes Gebiet an der Grenze zur Türkei. Die nur in Syrien aktive Miliz steht der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK nahe. Die Türkei betrachtet beide als Terrororganisationen. In der EU und den USA steht jedoch nur die PKK auf der Terrorliste.

Der Sprecher der YPG, Nuri Mahmoud, reagierte umgehend und drohte im Falle eines weiteren Angriffs der Türken mit starkem Widerstand. "Unsere Kräfte sind bereit, jeden Angriff zurückzuschlagen", sagte er.

Erdoğans Ankündigung kam kurz nachdem die US-Armee nahe der Grenze zur Türkei Beobachtungsposten errichtet hatte. Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums hatte am Dienstagabend (Ortszeit) in Washington gesagt, die Einrichtungen sollten Gewalt zwischen türkischen Truppen und kurdischen Einheiten verhindern. Man wolle damit den Sicherheitsbedenken des Nato-Partners Türkei begegnen.

Auf Kollisionskurs mit Washington

Die Türkei betrachtet die Maßnahme allerdings als Provokation. "Es ist offenkundig, dass die Radarbasen und Beobachtungsposten nicht das Ziel haben, unser Land vor Terroristen, sondern die Terroristen vor der Türkei zu schützen", sagte Erdoğan. Es seien außerdem amerikanische Soldaten "unter die Terroristen gemischt und platziert" worden, damit die Türkei "von ihrem Recht auf Selbstverteidigung" keinen Gebrauch machen könne. Der türkische Staatschef fügte aber hinzu: "Unser Ziel sind keineswegs die amerikanischen Soldaten, sondern die Mitglieder der Terrororganisation. Das will ich besonders betonen."

2016 hatte die Türkei mit der Offensive "Schutzschild Euphrat" in der Umgebung des syrischen Orts Jarabulus den IS von der Grenze vertrieben, aber auch die YPG bekämpft. Anfang des Jahres hatten von der türkischen Armee unterstützte Rebellen in einer Offensive gegen die YPG die kurdisch geprägte Grenzregion Afrin eingenommen.

(DPA)

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