Slowakei: Kauf von F-16-Kampfjets endgültig besiegelt

F-16 (diesfall eine norwegische) während des jüngsten Nato-Manövers Trident Juncture in Nordeuropa
F-16 (diesfall eine norwegische) während des jüngsten Nato-Manövers Trident Juncture in Nordeuropa APA/AFP/JONATHAN NACKSTRAND
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Österreichs östlicher Nachbar hat den an sich schon im Sommer beschlossenen Kauf von zwölf brandneuen Fighting Falcons endlich wirklich abgeschlossen. Zuletzt hatte Premierminister Pellegrini das Geschäft noch unerwartet verzögert.

Während in Österreich das laienbühnenhafte Theater um die Fortführung der Nutzung der Eurofighter "Typhoon" bzw. deren möglichen Ersatz durch andere Maschinen weitergeht, gibt es dieser Tage im kleineren Nachbarland Slowakei endgültig grünes Licht für eine ordentliche Beschaffung für die Luftwaffe: Der slowakische Verteidigungsminister, Peter Gajdoš, und die Vizepräsidentin des US-Luftfahrtkonzerns Lockheed Martin, Ana Wugofski, unterschrieben die endgültigen Kaufverträge für die Lieferung von 14 Kampfjets Typ F-16 C/D "Fighting Falcon" (Block 70/72) für umgerechnet 1,6 Milliarden Euro. Das gab Lockheed Martin am Mittwoch bekannt.

Zwölf Flugzeuge (C) sind Einsitzer, zwei (D) Zweisitzer, und sie kommen in einem Paket mit allerhand Waffensystemen, sonstigem Zubehör, logistischer Unterstützung und Servicetechnikern. Slowakische Piloten, Leute vom Bodenpersonal und andere Spezialisten werden in die USA zur Ausbildung an den Geräten fliegen und 160 slowakische Soldaten auf Trainingskurse dorthin geschickt.

Die Auslieferung soll bis Ende 2023 erfolgen. Damit werden die zwölf flugfähigen slowakischen Mehrzweckkampfflugzeuge Mikojan-Gurewich MiG-29 "Fulcrum", die den Kern der Luftwaffe bilden, ersetzt.

Ende für die alten MiGs

"Wir haben den Beschaffungsprozess abgeschlossen und werden die MiG-29 ausscheiden", bestätigte auch Premierminister Peter Pellegrini, der zugleich betonte, sein Land werde die Verteidigungsanstrengungen im Rahmen der Nato steigern und das Ziel von zwei Prozent des BIP für Militärausgaben erreichen. Minister Gajdoš sagte, mit den brandneuen F-16 werde man auch voll kompatibel mit den anderen Nato-Luftwaffen sowie EU-Standards sein.

Die Slowakei hatte Ende der 2000er-Jahre zwar zwölf ihrer damals etwa 21 Fulcrums aus Sowjetzeiten auf Nato-Standard umrüsten lassen, aber das geschah offenbar nie völlig befriedigend, zudem ist jetzt auch schon einige Zeit ins Land gezogen.

Slowakische MiG-29
Slowakische MiG-29SME

Eigentlich war der Kauf der Fighting Falcons in der Slowakei bereits im heurigen Sommer beschlossen worden. Dabei hatte man sich gegen die schwedische JAS-39 "Gripen" von Saab entschieden; das US-Offert sei "konkurrenzlos" gewesen, hieß es damals. Die Beschaffung steht im Kontext des größten Rüstungsprogramms des Landes seit seiner Unabhängigkeit 1993, das unter anderem auch Artillerie, Radpanzer, Hubschrauber und Radarsysteme umfasst.

Allerdings gab es erst kürzlich im November noch ein jähes Hindernis für die Jet-Beschaffung, weil sich Premierminister Pellegrini gegen Vertragsunterzeichnungen durch sein Verteidigungsministerium querlegte. Er gab an, die Verträge seien ungültig, weil noch die Zustimmung des Finanzministeriums fehle. Dahinter steckten allerdings regierungsinterne Querelen zwischen der Nationalpartei von Verteidigungsminister Gajdoš und der linkspopulistisch/sozialdemokratischen Partei Smer von Premier Pellegrini.

Ursprünglich war der von den Slowaken angefragte bzw. von Lockheed Martin angegebene Lieferungsumfang auch deutlich größer gewesen: Die im Vorfeld vom Pentagon und dem US-Außenamt an den US-Kongress (er muss Waffenlieferungen ans Ausland absegnen) herangetragenen Pläne erwähnten einen finanziellen Rahmen von bis zu 2,9 Milliarden Dollar, damals (die Bewertung erfolgte Anfang April) etwa 2,4 Milliarden Euro. Im Nachhinein wurde die Bestellung hinsichtlich des Zubehörs dann erheblich verkleinert und dürfte wohl auch der Hersteller noch nachgelassen haben.

Zuletzt hatte Kroatien heuer im Frühjahr F-16-Flugzeuge gekauft, zwölf Stück, allerdings Gebrauchte aus Israel. In der Region hatten in den vergangenen Jahren auch Polen und Rumänien von sowjetischen Modellen und Eigenbautypen auf F-16 umgerüstet; in Nato-Europa fliegen diese ob ihrer weltweit großen Verbreitung auch als "VW Golf der Lüfte" geltenden Flugzeuge unter anderem (noch) in den Niederlanden, Dänemark und Portugal.

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