Weltklimagipfel bringt Rahmenvertrag gegen Erderwärmung

COP24 Präsident Michal Kurtyka
COP24 Präsident Michal Kurtyka REUTERS
  • Drucken

Es war eine nervenaufreibende Klima-Zitterpartie in Katowice. Partikularinteressen Brasiliens konnten einen Rahmenvertrag schliesslich nicht verhindern.

Mit grosser Verspätung konnte am späten Samstagabend die Uno-Klimakonferenz COP24 im südpolnischen Katowice doch noch erfolgreich abgeschlossen werden. Nach dreijähriger Vorarbeit wurde dabei ein bindendes Regelwerk für die Pariser Klimabeschlüsse verabschiedet. Einzig Indien machte während des Abschlussplenums einen Teilvorbehalt geltend, betonte aber auch, es wolle sich zum Wohl aller hinter die von der polnischen Gipfelpräsidentschaft ausgehandelte Paketlösung stellen. Erleichterter, minutenlanger stehender Applaus einer Mehrheit der Repräsentanten aus 196 Ländern war die Folge.

Alle Teilnehmer müssten etwas weggeben, um etwas zu gewinnen, hatte Gipfelpräsident Michal Kutyka, Polens sprachgewandter, aus dem Energieministerium entliehener Vize-Umweltminister am Samstag, über einen Tag nach dem angepeilten Gipfelende gefordert. Den ganzen Tag über musste das Abschlussplenum immer wieder verschoben werden. Mit seiner konzilianten Art, eigentlich keine Stärke der polnischen Regierungsmannschaft, schaffte es Kurtyka in den entscheidenden letzten Verhandlungsphasen allerdings, Brücken zu bauen, wo viele Diplomaten in Korridorgesprächen kaum noch überwindbare Abgründe sahen. Damit ist das Pariser Abkommen von 2015 nun durch ein klares Regelbuch ergänzt. Es gibt darin gemeinsame Regeln für alle Staaten, wie sich diese künftig beim Klimaschutz vergleichen und ihn messen. Auch ist der finanzielle Beitrag der Industrienationen an die Entwicklungsländer bei der Anpassung an den Klimawandel grundsätzlich geregelt. Ab 2020 sollen dafür jährlich 100 Milliarden Dollar bereitgestellt werden.  

Vor allem Vertreter kleinerer Staaten waren zu dem Zeitpunkt bereits abgereist. Viele der entlegenen Konferenzzelte wurden schon in der Nacht zum Samstag wieder abgebaut. Das COP24-Konferenzzentrum rund um den Ufo-förmigen «Spodek», das Wahrzeichen von Katowice, befand sich scheinbar in Auflösung. Einzig die massive Polizeipräsenz schien bei bitteren Minustemperaturen und beissendem Smog noch intakt.  

Der grösste Knackpunkt am Samstag war der Widerstand Brasiliens, das über 24 Stunden lang versuchte, die Bestimmungen für den Emissionshandel aufzuweichen. Dabei geht es um die so genannten «Clean Development Mechanism»-Projekte, die es Industrieländern ermöglichen, ihre eigene Klimabilanz durch die Finanzierung von Projekten wie Aufforstung oder Windkraftanlagen in Entwicklungsländern zu verbessern. Dabei könnte es zu Doppelzählungen kommen, weil es im Pariser Klimaabkommen keinen Mechanismus gibt, um zu verhindern, dass sowohl das zahlende Industrieland, als auch das durchführende Entwicklungsland sich die Klimaschutzmassnahme anrechnen lassen. Der Emissionshandel war zwar im Laufe der COP24 bereits von der Abschlussvereinbarung ausgegliedert worden. Darüber soll erst wieder nächstes Jahr in Chile weiterverhandelt werden. Dennoch beharrte Brasilien, vermutlich auch aus innenpolitischen Gründen, in Katowice auf seiner Position, die Doppelzählungen künftig möglich gemacht hätten. 

Köstinger spricht von wichtigem Schritt

Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) begrüßte die Einigung als «wichtigen Schritt» zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. «Erstmals gibt es ein verbindliches Regelwerk, wie die Staaten der Welt die Beschlüsse und Ziele des Pariser Abkommens umsetzen sowie transparent und überprüfbar dokumentieren werden», unterstrich Köstinger am Samstagabend in einer Pressemitteilung. Ein wesentlicher Erfolg sei, dass Vorreiter wie die EU die anderen Staaten “an Bord behalten” konnten. Umweltorganisationen äusserten sich kritischer über die COP24. Das Ergebnis dieser Weltklimakonferenz sei «ein guter Schritt in die richtige Richtung», aber leider zu wenig ambitioniert, weil ein global verbindlicher Rahmen zur Nachbesserung der nationalen Klimaschutzpläne fehle, kommentierte im Gespräch «Greenpeace»-Klimaexperte Adam Pawloff. Das enttäusche nach all den Klimaextremen des noch laufenden Jahres. «Ein Regelwerk ist nun da, doch müssen wir endlich auch zur Aktion schreiten», mahnte der Umweltaktivist. 

Die polnische COP24-Präsidentschaft habe es im Gegensatz zu den Franzosen vor drei Jahren verpasst, schon im Vorfeld aktiv möglichst viele Staaten für Lösungen in ein gemeinsames Boot zu holen, kritisierte im Gespräch der indische Umweltschützer Harjeet Singh. «Alles konzentrierte sich bei den Polen auf den Gipfel in Katowice, das ist zu wenig», monierte Singh.

(APA/dpa/AFP/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kommentare

Die Kosten des Klimawandels sind immer hoch

Es wird teuer, egal, ob wir Maßnahmen setzen oder die Folgen hinnehmen.
Österreich

COP24: Großes Regelbuch und ein paar kleine Fortschritte

Was bei der UNO-Klimakonferenz in Katowice herausgekommen ist - ein Überblick.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.