US-Verteidigungsminister Mattis tritt zurück

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Donald Trump will gegen den ausdrücklichen Rat von James Mattis die US-Truppen aus Syrien abziehen. Mattis zieht nun einen Schlussstrich. Demokraten sprechen von einer Zäsur: Er galt als Stimme der Vernunft in Trumps Kabinett.

Wegen erheblicher Meinungsverschiedenheiten mit US-Präsident Donald Trump tritt Verteidigungsminister James Mattis Ende Februar zurück. Der Pentagon-Chef gab seinen Rückzug einen Tag nach Trumps Ankündigung eines vollständigen Truppenabzugs aus Syrien bekannt. Mattis ist ein entschiedener Gegner dieses Schritts. Trump plant offenbar auch eine bedeutende Truppenreduzierung in Afghanistan.

Mattis betonte in seinem Rücktrittsschreiben an Trump am Donnerstag die Bedeutung internationaler Allianzen. Es sei unverzichtbar für die USA, starke Partnerschaften zu pflegen und Verbündete mit Respekt zu behandeln. Als Beispiele nannte etwa die Kooperation in der NATO und im internationalen Bündnis gegen die islamistische Terrororganisation IS. Gleichzeitig müssten die USA entschlossen und unmissverständlich in ihrer Haltung gegenüber jenen Ländern sein, deren Interessen den eigenen zuwiderliefen, betonte der General. Als Beispiele nannte er hier China oder Russland.

"Da Sie das Recht auf einen Verteidigungsminister haben, dessen Positionen mehr auf Ihrer Linie liegen in dieser und in anderen Fragen, halte ich es für richtig, meinen Posten zu räumen", schrieb Mattis an Trump.

Mattis wollte Trump in Syrien-Frage umstimmen

Trump bemühte sich dagegen, jeden Anschein von Differenzen zu zerstreuen. Während Mattis' Amtszeit seien enorme Fortschritte erreicht worden, etwa bei der Ausrüstung des Militärs, erklärte der US-Präsident. Mattis sei eine große Hilfe dabei gewesen, Verbündete und andere Länder dazu zu bringen, ihren Beitrag bei militärischen Verpflichtungen zu leisten. "Ich danke Jim sehr für seine Dienste!", schrieb Trump. Ein Nachfolger werde bald benannt.

Die Nachricht von Mattis' Rückzug kam einen Tag nach Trumps überraschender Ankündigung, die US-Soldaten aus dem Bürgerkriegsland Syrien abzuziehen - mit der Begründung, der IS sei dort besiegt. Dies löste im In- und Ausland große Irritationen und harsche Kritik aus. Fachleute halten den IS keineswegs für besiegt und einen Abzug aus Syrien für hochgefährlich. Nach Darstellung des Senders CNN und anderer US-Medien hatte Trump den Abzug gegen den ausdrücklichen Rat von Mattis wie auch von Außenminister Mike Pompeo und Sicherheitsberater John Bolton beschlossen.

Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf Regierungsmitarbeiter, Mattis habe noch am Donnerstag versucht, Trump in der Frage umzustimmen - allerdings ohne Erfolg. Daraufhin habe er seinen Rückzug angekündigt.

Trump plant auch Rückzug in Afghanistan

Einen Rückzug will Trump auch in Afghanistan. Der US-Präsident plant laut dem "Wall Street Journal" etwa die Hälfte der in Afghanistan stationierten 14.000 US-Soldaten abzuziehen. Trump habe das Verteidigungsministerium bereits angewiesen, die Truppenreduzierung einzuleiten, berichteten mehrere Medien unter Berufung auf nichtgenannte Regierungsvertreter. Das Pentagon wollte sich bisher nicht dazu äußern.

Führende Demokraten bezeichneten unterdessen den Abgang von Mattis als Zäsur, da er in der Trump-Administration eine Stimme der Vernunft gewesen sei. Auch aus den Reihen der Republikanern war Besorgnis zu hören. Der republikanische Senator Marco Rubio etwa wertete Mattis' Schreiben als Beleg dafür, dass die USA außenpolitisch auf einem gefährlichen Kurs unterwegs seien. Er hoffe, dass Trump überzeugt werden könne, eine andere Richtung einzuschlagen.

Seit Trump im Weißen Haus regiert, gab es Dutzende Personalwechsel, darunter einige in seinem Kabinett. Zu den aufsehenerregendsten gehörte die angeblich per Twitter erfolgte Entlassung von Außenminister Rex Tillerson im März. Allein in den vergangenen Wochen gab es zudem mehrere Änderungen: Erst drängte Trump seinen Justizminister Jeff Sessions zum Rücktritt, dann verkündete er die Trennung von Stabschef John Kelly wie auch von Innenminister Ryan Zinke. Frühere Mitarbeiter des Weißen Hauses zeichneten in Insider-Berichten ein Bild von chaotischen Zuständen.

(APA/Reuters/dpa/AFP)

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