Der älteste traf den jüngsten Regierungschef der Welt

Kurz begrüßte Mahathir im Bundeskanzleramt in Wien.
Kurz begrüßte Mahathir im Bundeskanzleramt in Wien.APA/HANS PUNZ
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Malaysias Regierungschef Mahathir Mohamad traf in Wien Kanzler Sebastian Kurz, der dessen anti-semitische Aussagen "inakzeptabel" nannte. Wirtschaftliche Beziehungen will man vertiefen.

61 Jahre liegen zwischen den beiden Regierungschefs Österreichs und Malaysia, dem 93-jährigen Mahathir Mohamad und dem 32-jährigen Sebastian Kurz. Am Montag trafen die beiden für ein kurzes Gespräch in Wien aufeinander, bei dem es vorrangig um die Verbesserung der Wirtschaftsbeziehungen ging. Morgen wird Mahathir an einer Anti-Korruptionskonferenz der UNO teilnehmen.

Mahathir, der schon einmal für mehr als zwei Jahrzehnte (1981-2003) malaysischer Premier war, gilt als der älteste Regierungschef weltweit, Kurz als der jüngste. Die Beziehungen zwischen den beiden Staaten seien "gut", so Kurz bei einem gemeinsamen Pressestatement. Malaysia sei einer wichtigsten Wirtschaftspartner in der Region Südostasien mit einem Handelsvolumen von 860 Millionen Euro pro Jahr. Trotzdem gebe es "großes Potenzial", waren sich beide Regierungschefs einig. Mahathir wünschte sich etwa mehr Direktinvestitionen. Österreich könne durchaus auch "mehr Touristen" nach Malaysia schicken, meinte er.

Hauptgrund seines Wien-Besuches sei aber, Korruption zu bekämpfen, sagte Mahathir, in seinem Heimatland auch bekannt als "Dr. M", mit Blick auf die morgige Konferenz der "Internationalen Vereinigung der Anti-Korruptionsbehörden" (IAACA) in der Wiener UNO-City. Mahathir kam im Mai vergangenen Jahres an die Macht, nachdem sein Vorgänger, Najib Razak, in einen Korruptionsskandal verwickelt war. Ihm wird vorgeworfen, aus einem Staatsfonds mehr als 3,7 Milliarden Euro zweckentfremdet und teils auf ein eigenes Konto umgeleitet zu haben.

Eiszeit zwischen Malaysia und Israel

Mahathir selbst sorgte in der Vergangenheit immer wieder mit anti-semitischen Aussagen für Schlagzeilen. "Juden in europäischen Ländern" seien "schon immer ein Problem" gewesen, sagte er etwa 2010. Jüngst wurde er kritisiert, weil er israelischen Athleten die Einreise nach Malaysia und damit deren Teilnahme an einem Qualifikationswettbewerb für die Paralympischen Spiele 2020 in Tokio untersagte. Mit seiner Entscheidung wolle er Kritik an der Politik der israelischen Regierung üben, so die Begründung Mahathirs. Malaysia und Israel unterhalten keine diplomatischen Beziehungen, die Regierung steht im Nahost-Konflikt an der Seite der Palästinenser. Etwa 60 Prozent der 32 Millionen Menschen Malaysias sind Muslime.

Kurz erklärte bereits im Vorfeld des Treffens, dass er das Thema Antisemitismus bei seinem Aufeinandertreffen mit Mahathir ansprechen wolle. Nach der Pressekonferenz, bei der keine Fragen zugelassen waren, sagte Kurz vor österreichischen Journalisten, dass es bei diesem Thema eine "ganz konträre Sicht" gebe. Österreich sei jedenfalls "Freund und Partner Israels". Das Vorgehen der malaysischen Regierung sei "inakzeptabel".

Nach dem Termin bei Kurz traf Mahathir auch mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen zusammen. Nach der UNO-Konferenz am Dienstag reist er zurück nach Malaysia.

(APA)

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