Niederländischer Islamgegner wird Muslim

Ein Archivbild aus harmonischeren Tagen: Im April 2013 saßen van Klaveren und Wilders noch nebeneinander im niederländischen Parlament.
Ein Archivbild aus harmonischeren Tagen: Im April 2013 saßen van Klaveren und Wilders noch nebeneinander im niederländischen Parlament.APA/AFP/ANP/MARTIJN BEEKMAN
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Joram van Klaveren, ein ehemaliger Weggefährte des Rechtspopulisten Geert Wilders, ist zum Islam konvertiert. Beobachter spekulieren über einen PR-Coup.

Den Haag. Einst war er zusammen mit seinem Parteifreund, dem Rechtspopulisten Geert Wilders, einer der schärfsten Islamgegner der Niederlande. Joram van Klaveren nahm kein Blatt vor den Mund, wenn es darum ging, angebliche Intoleranz und Unterdrückung der Frauen im Islam zu kritisieren. „Muslime sind antisemitisch und homophob. Die Frau wird im Islam nur über den Mann definiert – als Ehefrau, Tochter oder Schwester. Der Grund für all das Elend ist der Islam“, sagte er einst in einer Rede vor dem Parlament.

Jetzt ist der 39-jährige Joram van Klaveren, der für Wilders' „Partei für die Freiheit“ (PVV) von 2010 bis 2014 Abgeordneter war, selbst Muslim geworden. Enthüllt hat der frühere prominente PVV-Politiker seinen Religionswechsel im TV-Magazin „Dit is de Dag“ (Das ist der Tag) mit dem Moderator und bekennenden Christen Tijs van den Brink. Der fragte ihn: „Bist du jetzt echt Muslim?“ Antwort: „Ja, wenn man an einen Gott glaubt und glaubt, dass Mohammed sein Prophet ist, dann bin ich Muslim.“ Bei den Muslimen entschuldigte er sich dafür, ihre Religion lange so heftig kritisiert zu haben.

Die Nachricht löste in den Niederlanden Kopfschütteln aus. Der sensationelle Übertritt könnte aber auch ein PR-Coup sein: Joram van Klaveren hat ein Buch über den Islam geschrieben, das demnächst erscheinen soll. Titel: „Abtrünnige.“ Während des Schreibens habe sich sein Bild vom Islam gewandelt.

Politisch ist er längst in eine Sackgasse geraten. Er hatte sich mit Parteichef Wilders überworfen und die PVV 2014 im Streit verlassen. Sein Versuch, 2017 eine neue rechtsgerichtete Partei „Voor Nederland“ (Für die Niederlande) zu gründen, scheiterte kläglich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2019)

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