Stimmen Trumps Aussagen zur Migration über die US-Grenze?

Die demokratische Abgeordnete Veronica Escobar hätte Trump gerne widersprochen, als dieser meinte, El Paso sei dank der Grenzbefestigung sicherer geworden.
Die demokratische Abgeordnete Veronica Escobar hätte Trump gerne widersprochen, als dieser meinte, El Paso sei dank der Grenzbefestigung sicherer geworden.REUTERS
  • Drucken

Ein Fakten-Check zur "Rede zur Lage der Nation" des Präsidenten. Wurde El Paso in Texas nach der Grenzsischerung tatsächlich sicherer?

US-Präsident Donald Trump hat in seiner "Rede zur Lage der Nation" seine Forderung nach einem Mauerbau mit großen Problemen durch illegale Migranten begründet. Er hält die Migration für eine Notsituation für das gesamte Land. Im Folgenden vier von Trumps zumindest zweifelhaften Aussagen des US-Präsidenten.

"El Paso (Texas) war eine der gefährlichsten Städte der USA. Nach der Grenzsicherung wurde sie zu einer der sichersten Städte."

Das ist definitiv nicht richtig. Die Kriminalitätsrate in El Paso erreichte ihren Höhepunkt bereits in den 1990er Jahren und fiel bis 2006 deutlich ab. Mit dem Bau der Grenzsicherungsmaßnahmen wurde erst 2008 begonnen. Seitdem gab es eher wieder einen Anstieg, berichteten örtliche Medien unter Berufung auf FBI-Daten. Der Sender KTSM zitiert den Sheriff von El Paso mit den Worten: "Ich glaube nicht, dass irgendjemand, auch nicht der Präsident, sagen kann, dass eine Mauer in El Paso das war, was die die Kriminalitätsrate sinken ließ", sagte Sheriff Richard Wiles.

"Zehntausende unschuldige Amerikaner sterben durch tödliche Drogen, die unsere Grenze passieren und in unsere Städten fluten - darunter Crystal Meth, Heroin, Kokain und Fentanyl."

Das größte Drogenproblem in den USA herrscht bei verschreibungspflichtigen Opioiden - die Menschen kommen über ihren Arzt zunächst völlig legal an die Tabletten. Illegale Drogen kommen in der Tat vor allem über die Südgrenze ins Land - nicht aber über die "grüne Grenze". Sie werden vor allem durch die Grenzübergänge geschmuggelt. "Ein kleiner Prozentsatz des gesamten Heroins, das durch die Grenzbehörde sichergestellt wurde, war zwischen den Grenzübergängen", heißt es im offiziellen US-Drogenbericht. Das Schmerzmittel Fentanyl wird dem Bericht zufolge entweder direkt per Post aus China verschickt, oder über Grenzübergänge aus Mexiko geschmuggelt. Insofern ist Trumps Aussage zumindest zweifelhaft.

"Jedes Jahr werden unzählige Amerikaner von kriminellen illegalen Einwanderern ermordet."

Es ist eine Frage der Relation. Mehrere Studien sind zu der Auffassung gelangt, dass die Gefahr, in den USA ermordet zu werden, vor allem von Einheimischen ausgeht. "Migranten neigen seltener zur Kriminalität als Einheimische", fand nicht zuletzt das Cato-Institute heraus. Allerdings kommt es tatsächlich immer wieder zu Verbrechen von Menschen, die illegal zugewandert sind. Für die Hinterbliebenen von Opfern ist es kein Trost, dass dies eine Minderheit ist.

"Die Migration über die US-Südgrenze ist zu einer Krise nationalen Ausmaßes herangewachsen."

Das "Migration Policy Institute" etwa weist darauf hin, dass die Zahl der Festnahmen an der Grenze in der langfristigen Tendenz rückläufig ist. Im Haushaltsjahr 2000 gab es insgesamt rund 1,6 Millionen Festnahmen an der Südwestgrenze, 2010 waren es rund 448.000. Im Haushaltsjahr 2018 verzeichneten die Behörden rund 397.000, wie aus Übersichten der Grenzschutzbehörde CBP hervorgeht.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Donald Trump am Weg zu seiner bisher wohl wichtigsten Rede
Außenpolitik

Wenn selbst Demokratinnen Donald Trump zujubeln

Der US-Präsident gibt sich in seiner Rede zur Lage der Nation fast schon herzlich und offen. Im Immigrationsstreit gibt er keinen Deut nach, eine Annäherung der Parteien ist nicht in Sicht. Es war ein Versuch zu vereinen - der gescheitert ist.
Victoria Morales hörte die Rede zur Lage der Nation im US-Parlament an.
Außenpolitik

Trumps Putzfrau als Gast der Demokraten im Kapitol

Demokraten luden die früher von Trump beschäftigte, illegale Migrantin zur Rede ihres früheren Arbeitgebers ein. Sie wurde zu einer Aktivistin für die Rechte illegaler Einwanderer.
Donald Trump hält seine Rede zur Lage der Nation
Außenpolitik

Trump beharrt auf Grenzmauer: "Ich bekomme sie gebaut"

Der US-Präsident kündigt Friedensbemühungen in Afghanistan, den Kampf gegen HIV und ein Treffen mit Nordkoreas Machthaber Ende Februar in Vietnam an. An seinem Versprechen, einer Mauer zu Mexiko, hält er in seiner Rede zur Lage der Nation fest.
US-POLITICS-TRUMP-SOTU
Home

US-Abgeordnete sangen "Happy Birthday" für Holocaust-Überlebenden

Judah Samet überlebte als kleiner Bub das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Zu seinem Geburtstag war er Ehrengast von US-Präsident Donald Trump.
Archivbild des Besuchs der Trumps im irakischen Luftwaffenstützpunkt al-Asad Ende Dezember.
Außenpolitik

Die Republikaner im US-Senat stellen sich gegen Trumps Außenpolitik

Der überstürzte Truppenabzug aus Syrien und Afghanistan gefällt vielen Republikanern nicht. Ein von Trumps Parteikollegen im Senat eingebrachter Text gegen dieses Pläne, wurde mit großer Mehrheit angenommen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.