Protest gegen Antonio Tajanis „Revisionismus“

EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani hat bei einer Gedenkfeier zum Zweiten Weltkrieg Slowenien und Kroatien vor den Kopf gestoßen.
EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani hat bei einer Gedenkfeier zum Zweiten Weltkrieg Slowenien und Kroatien vor den Kopf gestoßen.APA/AFP/FRANCOIS WALSCHAERTS
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EU–Parlamentspräsident sorgt mit Istrien-Aussagen für internationale Kritik.

Brüssel. EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani hat bei einer Gedenkfeier zum Zweiten Weltkrieg Slowenien und Kroatien vor den Kopf gestoßen – und einen Proteststurm seiner Kollegen der Europäischen Volkspartei provoziert. Grund dafür: Der italienische Politiker hat das italienischsprachige Istrien hochleben lassen: „Es lebe Triest! Es lebe das italienische Istrien, es lebe das italienische Dalmatien und die italienischen Exilierten!“

Zehn EVP-Abgeordnete aus Slowenien und Kroatien verurteilten in einer Erklärung Tajani scharf. Die Aussagen hätten die Bürger Sloweniens und Kroatiens zutiefst beleidigt: Sie enthielten „Elemente von territorialen Ansprüchen und historischem Revisionismus, das lässt leider keinen Raum für andere Interpretationen.“

Internationale Petition

Seit dem Zweiten Weltkrieg gehörten Istrien und Dalmatien zum früheren Jugoslawien und nun zu dessen Nachfolgestaaten. Tajani hat bei einer Rede beim Mahnmal in Basovizza bei Triest der italienischen Opfer gedacht, die zwischen 1943 und 1945 von jugoslawischen Partisanen im Karstgebiet getötet wurden. In der Nähe befindet sich im gleichen Ort ein zweites Denkmal, das an slowenische Opfer des italienischen Faschismus erinnert.

Sloweniens mitregierende Sozialdemokraten verfassten eine Petition, in der sie Tajanis Rücktritt forderten. Mit seinen „revisionistischen Aussagen, die den Faschismus rechtfertigen“, habe er die erforderliche Glaubwürdigkeit verloren. 1500 Menschen unterzeichneten die Petition, darunter mehrere europäische Sozialdemokraten, wie der Österreicher Josef Weidenholzer.

Der EU-Parlamentspräsident bedauerte, dass seine Worte missverstanden worden seien. Sloweniens Außenminister, Miro Cerar, forderte von ihm daraufhin eine „aufrichtige Entschuldigung“. (APA, red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2019)

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