Donald Trump und die Mauer im Kopf

Der Präsident verkauft Amerikaner für dumm.

Als Donald Trump im Garten des Weißen Hauses im Jargon des Marktschreiers zu seiner weitschweifigen, erratischen Erklärung zur Proklamation des Notstands anhob und er erst auf China zu sprechen kam, dachten Scherzbolde zunächst, er wolle die Chinesische Mauer fertigstellen. Doch nein, es ging natürlich um den Grenzwall zu Mexiko, der Causa prima in den USA. In Trump-Manier verdrehte der US-Präsident die Fakten, so als stünde eine unmittelbare Invasion bevor. Als wäre es ein Plot für einen Hollywood-Film.

Das Bild, das Präsident Trump zeichnete, entsprach dem des Wahlkämpfers Trump: Drogen, Kriminelle, Terroristen würden über die Grenze geschwemmt. Nur war keine Rede mehr davon, dass Mexiko die Mauer bezahlen müsse. Donald Trump suggerierte, die Mauer könne die Bedrohung aufhalten. Doch er verkauft seine Landsleute für dumm: Keine Mauer der Welt kann Drogen oder Kriminelle davon abhalten, in die USA zu gelangen. So sehr ihm das Benjamin Netanjahu auch einreden mag: Die Vereinigten Staaten können sich nie so abschotten wie Israel.

Donald Trump agiert – auch in seiner Rhetorik – wie ein trotziges Kind. Es hat seine Mauer trotz teilweisen Regierungsstillstands zu Weihnachten nicht bekommen. Jetzt versucht er einfach, dem Land seinen Willen aufzuzwingen. Er wird sich die Zähne ausbeißen – an den Demokraten, den Medien und der Justiz.

thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2019)

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