Kurz: Trump sieht Europa "definitiv" als Konkurrenten

APA/HELMUT FOHRINGER
  • Drucken

Der US-Präsident habe sich negativ über die deutsche Kanzlerin geäußert, sagt Kanzler Kurz nach seinem Besuch im Washington. Beim Abendessen mit Ivanka Trump und Jared Kushner habe es eine Art Sachertorte gegeben.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat nach seinem Besuch in den USA das Verhältnis von US-Präsident Donald Trump zu Deutschland und dessen Bundeskanzlerin Angela Merkel als "sehr kritisch" bezeichnet. Das transatlantische Verhältnis sei "generell schon einmal besser" gewesen "und Deutschland ist, was Europa angeht, erster Ansprechpartner auf der Welt", sagte Kurz gegenüber der "Bild"-Zeitung.

Im Interview mit der "Washington Post" äußerte sich Kurz ähnlich: Trump sehe Europa in manchen Fragen "definitiv" als Konkurrenten. Denn der Besuch des Kanzlers stand unter dem dunklen Vorzeichen eines drohenden Handelskriegs zwischen der EU und den USA: Das US-Handelsministerium hat Trump am Wochenende empfohlen, europäische Autoimporte als "Bedrohung für die nationale Sicherheit" einzustufen und entsprechend hohe Strafzölle einzuführen. Das hätte fatale Folgen für die deutschen Autobauer. Und auch die österreichischen Zulieferer müssten dann schwere Einbußen hinnehmen. Gerade Deutschland pocht innerhalb der EU daher auf Verhandlungen zwischen den USA und Brüssel über ein Handelsabkommen.

Auch Kurz tritt im Gegensatz zu Ländern wie Frankreich für Verhandlungen ein. Er glaube, "dass Donald Trump versteht, dass ein Handelskrieg für beide Seiten schlecht ist", sagte Kurz dem deutschen Blatt. Ob er mit den Erläuterungen Trumps zufrieden war, wollte er der "Washington Post" nicht offen sagen "Mich macht zufrieden, dass wir die Gelegenheit hatten, unsere Position zu erklären. Ich glaube, dass es, vor allem wenn man nicht den gleichen Zugang hat, gut ist, einen Meinungsaustausch zu haben", erklärte er diplomatisch.

"Sachertorte ist nicht zu übertreffen"

Kurz traf während seiner Reise auch andere Mitglieder der Trump-Familie. Nach seinem Besuch im Weißen Haus war er im Privathaus von Tochter Ivanka Trump und Schwiegersohn Jared Kushner eingeladen. Bei dem Gespräch sei es um den Nahost-Frieden, die Handelskonflikte zwischen Europa und den USA sowie mit China gegangen, sagte er.

Kurz verriet auch, was das Ehepaar Kushner aufgetischt hat: Eine Hühnersuppe, Fleisch sowie einen "Kuchen, der ungefähr so gewirkt hat wie eine Sachertorte". "Geschmacklich ist die Sachertorte nicht zu übertreffen", fügte der Kanzler hinzu.

++ HANDOUT ++ BUNDESKANZLER KURZ IN DEN USA: KURZ / TRUMP / KUSHNER / TRAINA
++ HANDOUT ++ BUNDESKANZLER KURZ IN DEN USA: KURZ / TRUMP / KUSHNER / TRAINABUNDESKANZLERAMT/DRAGAN TATIC

Voggenhuber: Reise war "antieuropäisch"

Scharfe Kritik an der Reise äußerte am Freitag EU-Spitzenkandidat der "Initiative 1 Europa" Johannes Voggenhuber. "Die ganze Vorstellung von Herrn Kurz war alles andere als europäisch", sagte der langjährige Grün-Politiker, der nun für die Initiative um die "Liste Jetzt" bei der EU-Wahl antritt. "Es macht keinen Sinn, mit Donald Trump zu verhandeln, wenn man nicht auf Augenhöhe ist", so Voggenhuber. Trump habe kein besonderes Interesse an Kurz, sondern nur daran, Europa zu spalten. "Der Kanzler hat Europa damit keinen Gefallen getan."

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

US-Präsident Donald Trump sucht nach Verbündeten in der EU. Im Weißen Haus versuchte er, den österreichischen Bundeskanzler, Sebastian Kurz, auf seine Seite zu ziehen.
Außenpolitik

Was Donald Trump von Sebastian Kurz wollte

Der US-Präsident will sich in Europa Gehör verschaffen und Standpunkt im Handelsstreit klarmachen. Es ist kein Zufall, dass Tschechiens Andrej Babiš einer seiner nächsten Gäste ist.
Leitartikel

Wenn Donald Trump den großen Bahnhof aufbietet

Kurz gab bei Trump den Collegeboy-Premier. Als Schwiegersohn der Nation wusste er, dass man sich beim ersten Treffen nicht über den Tisch ziehen lässt.
IWF-Chefin Christine Lagarde und Bundeskanzler Sebastian Kurz.
Außenpolitik

Kurz und IWF-Chefin Lagarde sprechen sich für freien Handel aus

Die Zeiten bleiben herausfordernd. Wichtige Handelspartner wie Deutschland hätten eine "sehr schlechte Vorhersage". Dazu kämen die Unsicherheit durch den Brexit und den "potenziell drohenden Handelskrieg mit den USA".
Außenpolitik

Wie sich Sebastian Kurz im Weißen Haus schlug

Der Kanzler bekam in Washington viel Aufmerksamkeit als junges und neues Gesicht in der EU. In der für Donald Trump zentralen Handelsfrage scherte er nicht aus der EU-Front aus.
Kanzler Kurz: "Es ist eine Freude, hier sein zu dürfen"
Außenpolitik

Trump und der Millennial-Kanzler

Donald Trump und Sebastian Kurz trafen einander in einer heiklen Phase der transatlantischen Beziehungen. Das Vier-Augen-Gespräch war kontroversiell. Es wurden einige schwierige Themen angesprochen. Eine Rückeinladung nach Wien sprach der Kanzler nicht aus.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.