Das Schicksal der heimischen Volkswirtschaft ist eng mit dem Wachstum des großen Nachbarn verknüpft. Heute ist das Grund zur Sorge. Doch das Land schafft sich langsam Alternativen.
Wien. Wenn Österreichs Kanzler seine Viertelstunde beim US-Präsidenten dazu nützt, um dort die Sorgen der deutschen Autobauer wegen US-Strafzöllen vorzutragen, dann hat das einen guten Grund. Jedes Stottern der Automobilindustrie beim großen Nachbarn hinterlässt tiefe Spuren in der heimischen Volkswirtschaft. Die Zulieferbetriebe aus Österreich hängen stark vom wirtschaftlichen Erfolg des Exportweltmeisters ab. Beinahe jeder dritte Euro, den Österreich im Export verdient, kommt aus Deutschland. Entsprechend beunruhigt blicken heimische Ökonomen und Firmenchefs auf die Entwicklung in der Bundesrepublik, wo die Wirtschaftsforscher den großen Aufschwung der vergangenen Jahre für beendet erklären.
„Ja, Österreich muss sich grundsätzlich Sorgen machen, wenn es Deutschland wirtschaftlich schlechter geht“, bestätigt Wifo-Ökonom Stefan Schiman der „Presse“. Dass sich das Straucheln der deutschen Autobauer im letzten halben Jahr hierzulande bisher kaum ausgewirkt hat, erklärt er mit der Fülle an Aufträgen, die die Zulieferer noch abarbeiten durften. Seit Februar ist es damit vorbei. Erstmals schlug der Einbruch der deutschen Paradeindustrie voll auf die Produktionsunternehmen in Österreich durch. Das werde noch eine Weile wehtun, sind sich die Ökonomen einig. Selbst wenn Donald Trump von seinen Autozöllen abrückt, ist vor Ende des Jahres keine Erholung in Sicht.