Der bisher erste und einzige Präsident Kasachstans tritt nach 30 Jahren zurück

Nazarbajew will sich von der Spitze Kasachstans zurückziehen.
Nazarbajew will sich von der Spitze Kasachstans zurückziehen.APA/AFP/VIKTOR DRACHEV
  • Drucken

Nursultan Nasarbajew stand 30 Jahre an der Spitze des Landes. Seine Popularität war zuletzt gesunken. Für die restliche Amtszeit übernimmt der Parlamentspräsident.

Nach fast drei Jahrzehnten an der Staatsspitze hat Kasachstans autoritär regierender Präsident Nursultan Nasarbajew überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Der 78-Jährige Staatschef des zentralasiatischen Landes kündigte seinen Amtsverzicht am Dienstag in einer voraufgezeichneten Fernsehansprache an. Der Parlamentssprecher des Oberhauses, Kassym-Jomart Tokajew werde die Geschäfte bis zum Ende seiner laufenden Amtszeit übernehmen.

Über Nasarbajews Rücktritt war schon länger spekuliert worden, nicht zuletzt weil er sich beim Verfassungsgerichtshof offiziell erkundigt hatte, ob ein Präsident überhaupt zurücktreten könne. Die Unzufriedenheit im Land erreichte zuletzt einen neuen Höhepunkt. Nasarbajew hatte vor einigen Wochen erst seine Regierung entlassen, weil sie keine Verbesserungen im Land zustande gebracht hätte.

Nasarbajew hatte Kasachstans höchstes Staatsamt seit der Unabhängigkeit der früheren Sowjetrepublik im Jahr 1991 inne. Zuvor war er dort bereits KP-Chef.

"Ich habe die Entscheidung getroffen, mein Mandat als Präsident niederzulegen", sagte Nasarbajew in der Rede. Schon in der Sowjetunion war Nasarbajew ein einflussreicher Politiker gewesen. Nach mehreren regionalen Ämtern war er 1989 zum Chef der Kommunistischen Partei der damaligen Sowjetrepublik Kasachstan aufgestiegen.

Als Kasachstan 1990 begann, sich von der Zentralregierung in Moskau zu distanzieren, übernahm Nasarbajew das Amt des Präsidenten in dem neu gegründeten Staat Kasachstan. Insgesamt hat er die Kasachen damit mehr als dreißig Jahre lang regiert.

Machtposition auf Lebenszeit

Auch nach seinem Rücktritt wird Nasarbajew einen Teil seiner bisherigen Machtfülle behalten. Das liegt teilweise an seiner in der Verfassung festgeschriebenen Position als "Führer der Nation". Seit dem vergangenen Jahr ist er außerdem Vorsitzender des staatlichen Sicherheitsrates auf Lebenszeit.

Kasachstan ist ein enger Verbündeter Russlands und verfügt über die größte russische Diaspora der fünf zentralasiatischen Staaten, die 1991 ihre Unabhängigkeit erklärten. Russisch ist neben Kasachisch bis heute Amtssprache.

Die Wirtschaft des Landes ist noch dabei, sich vom Einbrechen des Ölpreises im Jahr 2014 zu erholen. Zuletzt gab es vermehrt Unzufriedenheit in der Bevölkerung.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.