Neuseeland verhängt nach Anschlag Waffenverbot - Attentäter war in Österreich

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Die neuseeländische Regierung will die Waffen nach dem Massaker von Christchurch aus dem Privatbesitz der Bürger aufkaufen. Der mutmaßliche Attentäter, ein Australier, hat sich im Vorjahr in Österreich aufgehalten.

Der mutmaßliche rechtsextreme Attentäter von Christchurch hat sich vor seiner Tat auch in Österreich aufgehalten. Dies bestätigte das Innenministerium dem ORF-Radio am Donnerstag. Es handle sich dabei um ein erstes Resultat der noch laufenden Untersuchung des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, sagte Ministeriumssprecher Christoph Pölzl.

"Ein erstes Resultat der noch laufenden Untersuchung des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung ist, dass nun bestätigt werden kann, dass sich der mutmaßliche Attentäter von Christchurch in Österreich aufgehalten hat", sagte Pölzl. Keine Bestätigung gab es, was das Datum des Österreich-Aufenthalts betrifft. Wie das Ö1-Frühjournal berichtete, hieß es aber vom Ungarischen Zentrum für Terrorismusbekämpfung, dass der Australier am 26. November 2018 den Budapester Bahnhof Keleti mit einem Intercity-Zug aus Rumänien erreicht habe. "Wenige Stunden später" sei er nach Österreich weitergereist.

Parlamentsausschuss widmet sich Österreich-Verbindung

Wie die Tageszeitung "Der Standard" am Montag berichtete, besuchte der Attentäter vor einigen Monaten zwei Mal Österreich. Auf seinem mittlerweile gelöschten Facebook-Profil sollen sich laut dem deutschen Online-Portal "t-online" Fotos von Wien, Kärnten, Salzburg und Innsbruck gefunden haben. Die Österreich-Verbindungen des Christchurch-Attentäters werden Ende März auch Thema im Parlament, wie der Obmann des ständigen Unterausschusses für Inneres, Werner Amon (ÖVP), mitteilte. An der Sitzung würden auch die Minister für Inneres, Verteidigung und Justiz teilnehmen.

Der 28-jährige Australier hatte am Freitag in zwei Moscheen in Neuseeland 50 Menschen erschossen und zahlreiche weitere verletzt. Er hatte seine Tat mit einer Körperkamera live über soziale Netzwerke übertragen. Auf einer seiner Waffen soll der Name des Stadtkommandanten Wiens bei der Türkenbelagerung des Jahres 1683, Ernst Rüdiger von Starhemberg, eingraviert gewesen sein, berichtete "t-online". In dem bizarren Manifest, das er vor der Tat veröffentlichte und das an jenes des Osloer Attentäters Anders Breivik erinnert, nahm er unter anderem Bezug auf die Schlacht gegen die Osmanen im Jahr 1683.

Neuseeland erlässt Waffenverbot

Die neuseeländische Regierung drückt nach dem Attentat aufs Tempo. Sie will Sturmgewehre und halbautomatische Waffen verbieten. Dies kündigte Premierministerin Jacinda Ardern am Donnerstag in Wellington an. Der Verkauf von solchen Waffen ist mit sofortiger Wirkung nicht mehr erlaubt. Eine entsprechende Gesetzgebung durch das Parlament soll folgen.

Mit dem sofortigen Verbot solle verhindert werden, dass derartige Waffen gehortet werden. Auch spezielle Zurüstteile, mit denen Gewehre zu militärischen Waffen aufgerüstet werden können, sollen unter das Verbot fallen. Zudem werde von der Regierung ein Plan erarbeitet, um Waffen aus Privatbesitz der Bürger aufzukaufen. Dies könnte bis zu 200 Millionen neuseeländische Dollar (120,72 Millionen Euro) kosten.

Alle 50 Todesopfer identifiziert

Ardern schloss ihre Erklärung mit den Worten: "Kurz gesagt: Es wird jede Art von halbautomatischen Waffen, die bei dem Terroranschlag am vergangenen Freitag benutzt wurde, in diesem Land verboten." Das Land hatte bereits 1992 seine Waffengesetze verschärft, um den Zugang zu halbautomatischen Waffen zu beschränken. Allerdings können Bürger schon ab 16 Jahren einen Waffenschein beantragen.

Nach Angaben der Polizei sind alle 50 Todesopfer identifiziert. Inzwischen haben auch die Beerdigungen begonnen. Für die Familien geht damit eine lange Wartezeit zu Ende, die viele Hinterbliebene zusätzlich belastet hatte. Nach islamischer Tradition müssen Tote möglichst bald beigesetzt werden. Der religiöse Brauch sieht vor, dass die Beisetzung so schnell wie möglich erfolgt, am besten innerhalb von 24 Stunden.

Neuseeland mit seinen knapp fünf Millionen Einwohnern war bisher von Terrorismus und Amokläufen weitgehend verschont geblieben. Bei den Anschlägen handelt sich um den größten Massenmord in der Geschichte Neuseelands in Friedenszeiten.

(APA/dpa/Reuters/AFP)

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