Der Präsidentschaftswahlkampf in der Ukraine spitzt sich zu: Präsident Poroschenko antwortete mit einem Video auf den frechen Clip seines Herausforderers.
In der Ukraine spitzt sich der Wahlkampf vor der Stichwahl um das Präsidentenamt zu. Nachdem Herausforderer Wolodymyr Selenskij Präsident Petro Poroschenko zu einem TV-Duell herausgefordert hat, nahm dieser den Vorschlag an. Ungewöhnlich war die Form der Einladung - via Videobotschaft.
Am Mittwoch veröffentlichte Selenskijs Wahlkampfteam auf Facebook einen Clip, in dem der Comedian seine Teilnahme an einer TV-Debatte bekräftigt. In der ersten Runde der Wahl hatten weder Selenskij noch Poroschenko an TV-Duellen teilgenommen und damit die Kritik der Öffentlichkeit auf sich gezogen.
Ultimatum von 24 Stunden
Beim ersten Durchgang der Präsidentenwahl hatte Selenskij mehr als 30 Prozent der Wählerstimmen erreicht. Poroschenko kam auf 16 Prozent. Die Stichwahl wird am 21. April stattfinden. Wahlberechtigt sind rund 30 Millionen Ukrainer. Für Poroschenko dürfte ein Sieg schwierig werden. Wahlempfehlungen ausgeschiedener Kandidaten gibt es bisher nicht viele.
"Ich erwarte Sie hier im Olympia-Stadion - vor dem Volk der Ukraine", sagt Selenskij in dem mit Gitarrenriffs unterlegten Clip, als er energischen Schritts die Sportarena im Zentrum Kiews betritt. Hinter ihm leere Ränge. Und er wirft dem Staatschef provokant jene negativen Stereotype entgegen, die über ihn und seine Wählerschaft in der öffentlichen Diskussion existieren: "Sie werden nicht gegen den Pöbel, nicht gegen einen Clown, nicht gegen die Marionette Kolomojskijs (Selenskijs mutmaßlicher finanzkräftiger Unterstützer, Anm.) antreten, sondern gegen den Präsidentschaftskandidaten Wolodymyr Selenskij." Der 41-Jährige gibt Poroschenko 24 Stunden, um zu überlegen.
Der Clip ist nicht nur wegen seiner Musikvideo-Ästhetik aufsehenerregend, neu ist auch, dass der russischsprachige Selenskij auf Ukrainisch spricht.
"Eine Debatte ist keine Show"
Poroschenkos Antwort folgte umgehend: Ein paar Stunden später nimmt er die Herausforderung in einer Videobotschaft an. Anders als sein Herausforderer präsentiert er sich staatstragend vor dem Präsidentenamt, in Anzug, aber ohne Krawatte. Poroschenko spricht ruhig und gelassen, ohne seine übliche Kampfrhetorik, unterlegt von orchestraler Musik: "Eine Debatte ist keine Show." Die Konfrontation müsse der Wahlordnung entsprechen. Diese sieht eine nicht verpflichtende Fernsehdebatte von mindestens 60 Minuten am letzten Freitag vor dem Wahlsonntag vor. Die Kosten übernimmt der Staatshaushalt. Poroschenko fügt hinzu: "Wenn es im Stadion sein soll, dann im Stadion." Und er verabsäumt nicht, auf die inhaltlichen Differenzen der Kandidaten hinzuweisen. "Meine Ukraine ist stark. Unsere geopolitischen Kompasse zeigen in diametral unterschiedliche Richtungen."
Ob nun im Studio oder im Stadion: Wo auch immer dieses TV-Duell stattfinden wird, es verspricht spannend zu werden.