Ägyptens Staatschef al-Sisi könnte bis 2030 an der Macht bleiben

Abdel Fattah al-Sisi ist nicht amtsmüde. Er will an der Macht bleiben.
Abdel Fattah al-Sisi ist nicht amtsmüde. Er will an der Macht bleiben. REUTERS
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Das ägyptische Parlament stimmte für eine Amtszeitverlängerung von Abdel Fattah al-Sisi. Menschenrechtler kritisieren, dass damit der "Autoritarismus institutionalisiert“ werde.

Das ägyptische Parlament hat den Weg für eine Verlängerung der Amtszeit von Präsident Abdel Fattah al-Sisi bis ins Jahr 2030 geebnet. Die Abgeordneten stimmten am Dienstag für eine entsprechende Verfassungsänderung, wie die Staatsmedien berichteten. Die Entscheidung des Parlaments soll den Ägyptern in den kommenden Tagen in einem Referendum zur Abstimmung vorgelegt werden.

Die Abgeordneten stimmten mit 531 zu 22 Stimmen für eine Neufassung des Verfassungsartikels 140, die vorsieht, al-Sisis derzeitiges Mandat um zwei Jahre auf sechs Jahre zu verlängern, wie die staatliche Zeitung "Al-Ahram" und der Fernsehsender Nile TV berichteten. Anschließend soll sich der Präsident um eine weitere sechsjährige Amtszeit bewerben können. Es wäre al-Sisis drittes Mandat.

Umstrittene Wiederwahl

Bisher waren in der Verfassung nur zwei Amtszeiten vorgesehen, al-Sisis zweite Amtszeit würde eigentlich im Jahr 2022 enden. Noch 2017 hatte Al-Sisi in einem Interview beteuert, keine dritte Amtszeit anzustreben und eine Verfassungsänderung ausgeschlossen.

Der Antrag zur Verfassungsänderung war von al-Sisi-treuen Abgeordneten eingebracht worden, die das Parlament in Kairo dominieren. Seine Unterstützer argumentieren, dass der Ex-General mehr Zeit brauche, um die geplanten großen Entwicklungsprojekte und Wirtschaftsreformen umzusetzen.

Al-Sisi hatte nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi im Juli 2013 die Macht in Ägypten übernommen. Er wurde 2014 erstmals zum Präsidenten gewählt, vor einem Jahr wurde er in einem international kritisierten Urnengang wiedergewählt.

Sorge um Meschenrechte

Das Parlament votierte am Dienstag auch für weitere Verfassungsänderungen, die darauf abzielen, den Einfluss des Militärs und die Kontrolle des Präsidenten über die Justiz zu stärken.

Regierungskritiker und Menschenrechtsgruppen warnten vor den Folgen der Verfassungsänderungen. Die Organisation Human Rights Watch erklärte, dadurch werde der "Autoritarismus institutionalisiert". Amnesty International warnte vor einer weiteren Verschlechterung der Menschenrechtslage in Ägypten. Die Änderungen würden es al-Sisi und den Sicherheitskräften ermöglichen, "ihre Macht weiter zu missbrauchen und friedliche Proteste in den kommenden Jahren zu unterdrücken".

Wirtschaftskrise hält an

Auch die ägyptischen Filmstars Amr Waked und Chaled Abol Naga, die wegen ihrer Kritik an al-Sisi nicht mehr in ihrem Heimatland auftreten dürfen, äußerten sich besorgt. Die Verfassungsänderungen würden Ägypten zurück in eine "mittelalterliche Diktatur" stürzen, sagte Waked bei einer Pressekonferenz in Genf.

Viele Ägypter sehen in al-Sisi den "starken Mann", der dem Chaos nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Hosni Mubarak im Jahr 2011 ein Ende setzte. Menschenrechtsgruppen werfen ihm aber vor, dass seine Herrschaft mittlerweile repressiver sei als die von Mubarak. Dies und die anhaltende Wirtschaftskrise samt erheblichen Preissteigerungen schaden dem Ansehen des Staatschefs, der wirtschaftliche Stabilität versprochen hatte.

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