Anwalt: Freigesprochene Christin Asia Bibi hat Pakistan verlassen

APA/AFP/British Pakistani Christ
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Die Katholikin durfte nach Angaben ihres Anwaltes nun offenbar doch nach Kanada ausreisen: Sie war nach einem Streit mit anderen Frauen 2009 wegen „Blasphemie“ zu Tode verurteilt worden.

Für Asia Bibi dürfte ein Alptraum zu Ende gegangen sein: Die zunächst wegen Blasphemie zum Tod verurteilte pakistanische Christin hat nun endlich Pakistan verlassen dürfen. Die 51-jährige Katholikin befindet sich offenbar schon in Kanada.

„Asia Bibi hat das Land verlassen und ist in Kanada angekommen“, sagte ihr Anwalt Saif Ul Malook mehreren Medien am Mittwoch. Wann genau die Frau ausgereist war, sagte Malook nicht. Anonyme Quellen aus dem Außenministerium bestätigten die Information allerdings gegenüber pakistanischen Medien. Anfang Februar hatten Medien unter Verweis auf Angaben des ehemaligen Rechtsanwalts der Frau berichtet, sie sei schon in Kanada in Sicherheit, was sich dann aber nicht bestätigte. Andere Vertraute berichteten in den vergangenen Wochen, dass sich Asia Bibi zusammen mit ihrem Mann weiterhin unter Behördenschutz an einem geheimen Ort in Pakistan aufhalte.

Asia Noreen, genannt Asia Bibi, war im Jahr 2009 auf Basis der berüchtigten Blasphemiegesetze Pakistans in ihrem Heimatort in der Region Punjab festgenommen worden. Muslimische Kolleginnen hatten die katholische Landarbeiterin beschuldigt, durch das Trinken aus demselben Gefäß das Wasser verunreinigt und den Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Später wurde sie in ihrem Haus von Männern aufgesucht, die sie zusammenschlugen.

Islamisten fordern Ermordung

Die Frau wurde verhaftet und im November 2010 in erster Instanz zum Tod durch den Strang verurteilt. Im Oktober 2014 bestätigte ein Berufungsgericht das Urteil, im Juli 2015 setzte der Oberste Gerichtshof die Todesstrafe aus und machte damit den Weg frei für eine erneute Anhörung. Diese verzögerte sich immer wieder, endete aber letztlich Ende Oktober 2018 mit einem Freispruch.

Nach dem Urteil verlangten Islamisten mit gewaltsamen Protesten eine Vollstreckung der Todesstrafe. Die pakistanische Regierung sagte daraufhin zu, Asia Bibi keine Ausreise zu genehmigen bis das Oberste Gericht über eine etwaige Revision des Freispruchs befunden habe. Am 29. Jänner 2019 bestätigten die Richter den Freispruch.

Menschenrechtsaktivisten sehen in Asia Bibi ein Symbol für den Missbrauch der Blasphemiegesetze in Pakistan, die laut Kritikern häufig zur Lösung persönlicher Konflikte herangezogen werden. 95 Prozent der Bevölkerung in Pakistan sind Muslime. Der Rest sind religiöse Minderheiten: Christen, Hindus, Sikhs und Parsen. Zur katholischen Kirche bekennen sich rund 1,5 Millionen Menschen. Insgesamt leben in Pakistan sechs Millionen Christen, die zusammen etwa zwei Prozent der Bevölkerung ausmachen.

(red.)

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