„Terroranschläge waren ein Weckruf für uns“

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Kasachstans Vizeaußenminister Roman Vassilenko über die Situation der kasachischen Minderheit in China, das Verhältnis seines Landes zu Russland und die Bedrohungen, die vom militanten Islamismus für Zentralasien ausgehen.

Die Presse: Kasachstan spielt im Projekt neue Seidenstraße des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping aufgrund seiner geografischen Lage eine wichtige Rolle. Wie schreitet dieses Projekt derzeit voran?

Vizeaußenminister Roman Vassilenko: Kasachstan spielt für den Erfolg der Seidenstraßeninitiative tatsächlich eine Schlüsselrolle. Xi Jinping hat nicht zufällig in unserer Hauptstadt Astana im Dezember 2013 dieses Projekt erstmals der internationalen Öffentlichkeit präsentiert. Kasachstan ist das erste Land auf dem Weg von China nach Europa. Wir haben diese günstige Lage bereits zu unserem Vorteil genutzt, haben die entsprechende Infrastruktur ausgebaut, zum Beispiel 2500 Kilometer Eisenbahntrassen und 4000 Kilometer neue Straßen gebaut, um den West- und den Ostteil des Landes besser miteinander zu verbinden. Aus der Sowjetzeit waren nämlich noch alle Verbindungen nach Russland, also nordwärts ausgerichtet. Inzwischen wächst der Transport von China nach Europa durch unser Land bereits jährlich zweistellig. 2018 rollten 400.000 Container von Ost nach West durch Kasachstan, 2020 werden es 1,7 Millionen Container sein.

Andererseits gab es zuletzt auch vermehrt Berichte, dass die muslimische Minderheit der Kasachen in der chinesischen Westprovinz Xinjiang von den dortigen Behörden nicht sehr gut behandelt werden. Schneiden Sie dieses Thema in Ihren Kontakten mit den Chinesen denn an?

Ja, das tun wir, wir sind uns der Lage der kasachischen Minderheit in Xinjiang bewusst. Unser Außenminister hat das Thema bei einem Besuch in Peking vor einem Monat in Gesprächen mit seinem chinesischen Kollegen angesprochen. Für Kasachstan ist es ein sensibles Thema. Es gibt verschiedene Kategorien von Menschen, die betroffen sind: Einmal sind da kasachische Staatsbürger, die zurück nach China gegangen sind, um dort ihre chinesische Staatsbürgerschaft zurückzugeben oder andere rechtliche Fragen zu klären. Derzeit gibt es keine ausständigen Fragen mit China in Zusammenhang mit solchen kasachischen Bürgern. Die viel größere Gruppe sind ethnische Kasachen, die chinesische Staatsbürger sind. Wir sprechen da von eineinhalb Millionen Menschen. Um sie muss sich natürlich die Volksrepublik selbst kümmern. Aber wir haben darauf hingewiesen, dass wir uns von den chinesischen Behörden sehr wünschen würden, dass die Rechte dieser kasachischen Minderheit geachtet und geschützt werden. Diese Botschaft ist gut angekommen. Und so viel wir wissen, befinden sich derzeit keine Kasachen in sogenannten Umerziehungslagern in Xinjiang.

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