Care stellt nach Angriffen auf Idlib Teil der Arbeit ein

Ein Bild aus der Marktstadt Kfar Ruma in der Region Idlib, die ebenfalls Ziel russisch-syrischer Luftangriffe ist.
Ein Bild aus der Marktstadt Kfar Ruma in der Region Idlib, die ebenfalls Ziel russisch-syrischer Luftangriffe ist.APA/AFP/NAZEER AL-KHATIB
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Zwei Einrichtungen zur Geburtshilfe seien schwer beschädigt. Die Hilfsorganisation sieht humanitäres Völkerrecht durch die Angriffe gebrochen.

Nach neuerlichen heftigen Luftangriffen in der syrischen Stadt Idlib stellt die Hilfsorganisation Care einen Teil ihrer Nothilfe in der Rebellenbastion ein. Insgesamt seien im vergangenen Monat 21 Gesundheitszentren bombardiert, 25 Schulen teilweise oder komplett zerstört worden, wie Care am Freitag mitteilte.

Zwei Einrichtungen der Geburtshilfe, in denen bis zu 180 Schwangere pro Tag behandelt wurden, hätten durch die Einschläge schwere Schäden erlitten - sie müssen nun geschlossen bleiben. "Durch wahllose Bombenangriffe auf Zivilisten und Krankenstationen erhalten Tausende von Frauen und Mädchen, darunter Schwangere und Mütter mit Kleinkindern, keine medizinische Hilfe mehr", warnte Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von Care Österreich in einer Aussendung. "Das ist dramatisch, denn eine sichere Geburt sollte für jede Mutter ein Grundrecht sein."

Bei den Angriffen auf die Krankenstationen sei erneut humanitäres Völkerrecht gebrochen worden. "Viel zu häufig müssen wir Helfer inzwischen diesen einfachen Satz wiederholen: Selbst Kriege haben Regeln. Das humanitäre Völkerrecht ist bindend für alle Konfliktparteien", so Barschdorf-Hager. Konkret heiße das: Zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Schulen dürfen nicht angegriffen werden.

Gebäude eigentlich durch UNO-Mechanismus geschützt

Besonders erschreckend seien die jüngsten Angriffe, da alle betroffenen Einrichtungen Teil eines Mechanismus der Vereinten Nationen sind, der über die Lage ziviler Ziele informiert, um sie davor zu schützen, bei Kampfhandlungen in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Trotzdem sind in den letzten Wochen vermehrt lebenswichtige Einrichtungen und Wohngebiete in Idlib angegriffen worden.

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind allein im Mai 2019 rund 270.000 Menschen vertrieben worden. Die Türkei fürchtet neue Flüchtlingsbewegungen in Richtung syrisch-türkischer Grenze.

Idlib ist das letzte große Rebellengebiet im Bürgerkriegsland. Die Provinz wird von der al-Qaida-nahen Miliz Hayat Tahrir al-Sham dominiert. Dort leben aber auch rund drei Millionen Zivilisten, darunter viele Flüchtlinge. Russland als Alliierter der syrischen Regierung sowie die Türkei als Verbündeter der Opposition hatten die Region zur "Deeskalationszone" erklärt. Trotzdem begannen Truppen des Machthabers Bashar al-Assad Anfang Mai eine Bodenoffensive.

(APA)

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