Trump in Übersee: Auf allen Kanälen und an allen Fronten

Donald Trump.
Donald Trump.(c) APA/AFP/MANDEL NGAN (MANDEL NGAN)
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Eifrig kommentierte der Präsident in Europa die US-Innenpolitik – und die britische um Brexit und die Tories.

Wien/London. Was war das für eine Woche für Donald Trump – ein Highlight nach dem anderen und ein Destillat all dessen, was dem US-Präsidenten teuer und wichtig ist: Das Staatsbankett im Buckingham Palace, militärisches Zeremoniell und Flugshows in Portsmouth und in der Normandie zum D-Day-Jubiläum und zum Abschluss ein Aufenthalt im eigenen Golfhotel im westirischen Doonbeg lieferten Fotos fürs Familienalbum des Trump-Clans und für den US-Wahlkampf.

Prunk, Pomp und Pathos standen Trump wohl auch vor Augen, als ihm in den Sinn kam, zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli als erster Präsident eine Rede am Lincoln Memorial zu halten – wenn ihm schon das Pentagon eine Militärparade auf der Mall in Washington aus Kostengründen verweigert.

Nicht alles lief indessen nach Wunsch. Aus Sicherheitsgründen entfiel die Fahrt in der goldenen Kutsche mit der Queen, aus politischen Gründen die Rede im Parlament. Gleich nach der Ankunft in London beklagte der Präsident indigniert, dass in Großbritannien nur der „Fake-News-Sender“ CNN zu empfangen sei. Zum Ausgleich standen Journalisten von Fox News, seines Lieblingssenders, von „Sun“ und „Sunday Times“ aus dem Medienimperium Rupert Murdochs sowie Starmoderator Piers Morgan, ein Freund aus New Yorker Zeiten der Reality-TV-Show „Celebrity Apprentice“, bereit, um seine Ansichten in die Welt hinauszuposaunen. Via Twitter diktiert Trump ohnedies Ton, Diktion und Tempo der Debatte.

Tirade gegen Pelosi und Mueller

So richtete er Mexiko im Grenzstreit und im Handelskonflikt aus, dass am Rio Grande eine „Invasion ohne Waffen“ im Gange sei. Eine Äußerung Nancy Pelosis, seiner demokratischen Gegenspielerin im Kongress, erregte vollends seinen Zorn. In vertraulicher Runde hatte sie gesagt, sie sähe ihn nach Ende seiner Amtszeit am liebsten im Gefängnis statt in einem Impeachment-Verfahren. Trump konterte mit voller Wucht, Pelosi sei eine „widerliche, rachsüchtige, furchtbare Person“. Und im Übrigen sei es besonders perfid, ihn während einer Auslandsreise zu attackieren. Er wetterte auch gegen den abgetretenen Sonderermittler Robert Mueller: Dieser habe einen Narren aus sich gemacht.

Der Präsident ließ es nicht dabei bewenden, die Innenpolitik zu kommentieren. Er mischte sich auch eifrig in die Angelegenheiten Großbritanniens ein. Es war nicht das erste Mal, dass er diplomatische Gepflogenheiten brach. Im Vorjahr brüskierte er Premierministerin Theresa May während einer London-Visite, als er sie in einem „Sun“-Interview wegen ihres Brexit-Kurses kritisierte. Boris Johnson, ihr Rivale, würde einen exzellenten Premier abgeben. Ein Affront.

Schlechtes Timing

Diesmal war das Timing angesichts des Brexit-Schlamassels und des May-Rückzugs noch heikler. Trump würdigte die Premierministerin zwar einigermaßen galant. Zugleich machte er neuerlich kein Hehl aus seine Vorliebe für Johnson und Nigel Farage, den er einmal als britischen Botschafter in den USA vorgeschlagen hatte. Jetzt empfahl er Farage als Brexit-Chefverhandler in Brüssel. Der Grenzdisput mit EU-Mitglied Irland? Kein Problem, erklärte er gegenüber Leo Varadkar, dem irischen Premier.

Erneut wandte sich Trump gegen seine schärfsten britischen Kritiker: Labour-Chef Jeremy Corbyn und Sadiq Khan, den Londoner Bürgermeister. Aus Protest sagten sie ihre Teilnahme am Staatsbankett ab. Trump enthüllte wiederum, er habe ein Gespräch mit Corbyn ausgeschlagen.

Ebenso wenig kam ein Treffen mit Boris Johnson zustande, nur ein 20-minütiges Telefonat. Die interne Wahlwerbung in der Tory-Fraktion war Johnson wichtiger. Währenddessen buhlten Außenminister Jeremy Hunt und Umweltminister Michael Gove, die Nummer zwei und drei im Tory-Rennen, um Trumps Gunst. Trump fragte Hunt am Ende einer Pressekonferenz launig über Gove: „Sag, Jeremy, würde er einen guten Job machen?“ Eine Empfehlung Trumps könnte freilich kontraproduktiv sein. Zwei Drittel der Briten lehnen ihn ab. Darum zog es Johnson wohl vor, sich nicht an seiner Seite zu zeigen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2019)

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