Mali: Fast 100 Tote bei Massaker

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Dutzende Männer töteten Bewohner eines Dorfes, die Hintergründe waren unklar.

Bamako. Die etwa 50 schwerbewaffnete Männer kamen mit Motorrädern und Pickups. „Erst umzingelten sie das Dorf, dann griffen sie uns an. Jeder, der fliehen wollte, wurde ermordet. Niemand wurde verschont – weder Frauen, Kinder noch ältere Menschen“, schildert ein Augenzeuge das Massaker, bei dem Montagabend in einem Dorf im Zentrum Malis mindestens 95 Menschen getötet wurden. 20 Bewohner galten zunächst noch als vermisst.

Der Angriff in der Region Mopti richtete sich gegen ein von Menschen der Volksgruppe Dogon bewohntes Dorf auf dem Gebiet der Gemeinde Sangha. Die Täter seien „vermutlich Terroristen“ gewesen, sagte ein Sicherheitssprecher. Die Sicherheitskräfte in den Gebiet würden sofort verstärkt.

Kampf ums Ackerland

Eine Selbstverteidigungsmiliz der Dogon namens Dan Na Ambassagou verurteilte den Angriff als eine „Kriegserklärung“. Weder der Staat noch die internationale Gemeinschaft kümmerten sich um die Bevölkerung, sagte die Gruppe. „Die Schwelle des Unerträglichen ist erreicht: Es ist Zeit für einen landesweiten Aufschrei“, erklärte indes der Chef der UN-Friedensmission Minusma in Mali, Mahamat Saleh Annadif.

Im Zentrum Malis kommt es wegen ethnischer Spannungen immer wieder zu Gewalt; häufig spielt der Kampf um die seltenen Weidegründe und Äcker in der trockenen Sahelzone eine Rolle. Im März waren bei einem Angriff auf ein anderes Dorf mindestens 130 Menschen getötet worden.

Die deutsche Bundeswehr beteiligt sich mit 1000 Soldaten an der UN-Friedensmission zur Stabilisierung Malis und einem EU-Ausbildungseinsatz. Auch das österreichische Bundesheer ist in Mali präsent. Im Norden und im Zentrum des Landes sind jihadistische Gruppen aktiv. Einige haben dem IS die Treue geschworen, andere der al-Qaida. Sie greifen häufig Sicherheitskräfte an. Großangriffe auf Dörfer sind selten. (ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2019)

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