Wie gelangte das britische Trump-Bashing an die Medien?

Anfang Juni, beim Staatsbesuch der Trumps in London, war die Stimmung zwischen den beiden Staaten noch bestens.
Anfang Juni, beim Staatsbesuch der Trumps in London, war die Stimmung zwischen den beiden Staaten noch bestens.APA/AFP/TOLGA AKMEN
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Der britische Botschafter in den USA, Kim Darroch, hatte den US-Präsidenten in internen Memos als „inkompetent“ und „einzigartig dysfunktional“ bezeichnet. Trump ist empört, die Briten blamiert.

Nach der Veröffentlichung geheimer Berichte des britischen Botschafters über US-Präsident Donald Trump bemüht sich London um Schadensbegrenzung. "Wir müssen herausfinden, wie das passieren konnte", sagte der britische Außenminister Jeremy Hunt am Montag.

Die britische Zeitung "Mail on Sunday" hatte zuvor über die Einschätzungen des britischen Botschafters in den USA, Kim Darroch, berichtet, der Trump unter anderem als "inkompetent" bezeichnet hatte. Der US-Präsident erklärte daraufhin, er und seine Regierung seien "keine großen Fans" des britischen Diplomaten.

Distanzierung des Außenministers

Außenminister Hunt distanzierte sich von der Einschätzung des Botschafters. Die US-Regierung bleibe unter Trump "höchst effektiv und der bestmögliche Freund Großbritanniens auf der internationalen Bühne". Bei den Einschätzungen Darrochs handle es sich um "persönliche Meinungen". Das Ministerium kündigte eine Untersuchung zu der Frage an, wie die Inhalte der Memos bei der Presse landen konnten.

"Ich hoffe, wir kommen der Sache auf den Grund und natürlich wird es ernste Konsequenzen geben, falls und sobald wir herausfinden, wer verantwortlich ist", sagte Hunt. Britische Diplomaten in der ganzen Welt müssten darauf vertrauen können, "dass sie uns weiterhin ihre ehrlichen Einschätzungen geben können".

Trump: „...die Mühe nicht wert"

Präsident Trump hatte am Sonntag gesagt, Botschafter Darroch habe Großbritannien "nicht gut gedient". "Ich kann es verstehen, und ich kann Dinge über ihn erzählen, aber das wäre die Mühe nicht wert", sagte Trump.

In den geheimen Briefings soll Darroch Trumps Regierung als "einzigartig dysfunktional" bezeichnet haben. "Wir gehen nicht wirklich davon aus, dass diese Regierung normaler wird; weniger dysfunktional; weniger unberechenbar; weniger gespalten; weniger diplomatisch plump und ungeschickt", schrieb Darroch laut "Mail on Sunday" in einer Depesche. Trump wird dem Bericht zufolge als "unsicher" und "inkompetent" beschrieben.

Das britische Außenministerium hat die Echtheit der Vermerke nicht in Frage gestellt. Eine Sprecherin sagte, Botschafter würden dafür bezahlt, "dass sie ehrlich sind" und Minister mit einer "aufrichtigen, ungeschminkten Einschätzung der Politik in ihrem Land versorgen".

Es geht um ein mögliches Freihandelsabkommen

Die Veröffentlichung sorgte in Londons politischen Kreisen für helle Aufregung. Einen Monat nach dem Staatsbesuch des US-Präsidenten im Vereinigten Königreich drohen die wenig schmeichelhaften Einschätzungen die Verhandlungen über ein neues Freihandelsabkommen zwischen beiden Ländern zu überschatten.

Laut der Zeitung "Daily Telegraph" sehen bis zu 100 Menschen im Außenministerium und anderen Regierungsstellen solche Vermerke. Demnach haben aber nur hochrangige Ministeriumsvertreter Zugang zu den gesamten Unterlagen.

Darroch gilt als einer der erfahrensten britischen Diplomaten. Er trat seinen Posten in Washington im Jänner 2016 an. Seine Amtszeit läuft noch bis Ende des Jahres. Dann ist es am neuen Premierminister, einen britischen Botschafter für die USA zu ernennen. Neben Ex-Außenminister und Brexit-Hardliner Boris Johnson ist auch der amtierende Außenminister Hunt noch im Rennen um Theresa Mays Nachfolge an der Partei- und Regierungsspitze.

(APA/AFP )

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