Atomenergiebehörde: Die schwierige Chefsuche bei der IAEA

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien steht vor der schwierigen Suche nach einem Nachfolger.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien steht vor der schwierigen Suche nach einem Nachfolger.(c) REUTERS (LISI NIESNER)
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Nach dem Tod des bisherigen Generaldirektors müssen die Mitgliedstaaten einen Nachfolger bestimmen. Angesichts des eskalierenden Streits um das Iran-Atomabkommen stehen harte Verhandlungen bevor.

Wien. Nach dem plötzlichen Tod von Generaldirektor Yukiya Amano steht die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien vor der schwierigen Suche nach einem Nachfolger.

Wie es genau weitergeht, ist noch nicht ganz klar – das Ableben des Generaldirektors ist in den Statuten der Organisation nicht vorgesehen. Vorerst führt die Vizegeneraldirektorin für Management, die Amerikanerin Alice Hayward, die Geschäfte.

Grundsätzlich ist bei der Wahl des Generaldirektors der Gouverneursrat am Zug, das aus 35 Mitgliedstaaten bestehende Exekutivorgan der IAEA. Der Rat wählt den Generaldirektor mit einer Zweidrittelmehrheit. Die Zustimmung der jährlichen Generalkonferenz, die Mitte September stattfindet, ist dann nur noch eine Formsache. Das nächste reguläre Treffen des Gouverneursrates ist für den 9. September angesetzt, eine Woche vor der Generalkonferenz. Aus Diplomatenkreisen hieß es am Dienstag aber, es werde sehr bald eine Sondersitzung geben, um über die Wahl eines Nachfolgers zu beraten.

Argentinien nominiert Grossi

Einige Namen von möglichen Kandidaten kursieren schon. Argentinien hat seinen IAEA-Botschafter, Rafael Grossi, bereits nominiert, wie der „Presse“ von argentinischer Seite am Dienstag bestätigt wurde. Grossi, der sein Land seit 2013 in der Wiener UNO-City vertritt, wurden schon lange Ambitionen auf die Nachfolge Amanos nachgesagt. Als möglicher Bewerber gilt auch der Rumäne Cornel Feruta, der jetzige Chefkoordinator der Behörde.

Bis ein neuer Generaldirektor bestimmt ist, dürften den IAEA-Mitgliedstaaten aber konfrontative Verhandlungen bevorstehen. 2009 setzte sich der Japaner Amano erst nach monatelangem Wahlrunden-Marathon knapp gegen seinen südafrikanischen Konkurrenten Abdul Samad Minty durch.

Damals zeigte sich ein tiefer Riss zwischen den Industriestaaten unter Führung der USA, die Amano propagierten, und den Entwicklungsländern, die Minty wollten.

Unter anderem vor dem Hintergrund des Atomstreits mit dem Iran wünschten sich Erstere damals eine härtere Linie der Behörde bei der Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen, Letztere erwarteten mehr Engagement bei der Förderung von ziviler Nuklearenergie. Inmitten der eskalierenden Situation rund um das auf der Kippe stehende Atomabkommen mit dem Iran, dessen Einhaltung IAEA-Inspektoren überwachen, sind auch diesmal Konfrontationen programmiert – zumal sich die USA und ihre europäischen Verbündeten in der Iran-Frage auseinanderdividiert haben. Auch die zunehmende Konkurrenz zwischen den USA auf der einen und Russland und China auf der anderen Seite könnte einfließen.

Der Japaner Amano hatte die IAEA seit 2009 geführt. Vergangene Woche war er 72-jährig gestorben. Über seinen Tod hatte die Internationale Atomenergiebehörde die Öffentlichkeit am Montag informiert, Details zu seiner Krankheit gab sie nicht bekannt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2019)

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