Für die Lega ist eine Föderalisierung Italiens seit jeher eine grundlegende Existenzfrage, nun pochen die reichen norditalienische Regionen auf die Umsetzung. Doch der Lega-Chef ist weniger überzeugt davon, als er vorgibt.
In diesen hitzigen Tagen steht Matteo Salvini vor der kniffligsten Herausforderung seiner erfolgreichen Karriere als Lega-Kapitän: Italiens Föderalismusreform. Die Autonomie der wohlhabenderen norditalienischen Regionen gehört zur ältesten und wichtigsten Forderungen seiner Partei, sie ist die ideologische Basis und Ur-Identität der Lega.
Theatralisch haut der italienische Vizepremier denn auch auf den Tisch und droht dem Fünf-Sterne-Koalitionspartner – wieder einmal – mit Bruch, sollte dieser das Autonomie-Paket ablehnen. Doch ganz so überzeugt wie es scheint dürfte er nicht sein.
Salvini hat erfolgreich die einst norditalienische Lega in eine „nationalistische“ – und ausländerfeindliche– rechtspopulistische Partei verwandelt und damit viele Anhänger im früher von der Lega so sehr verschmähtem Süden gewonnen: Auch deshalb kann die Lega heute mit fast 38 Prozent der Stimmen rechnen – so viele wie noch nie zuvor. Die mögliche „differenzierte Autonomie“ und de facto Finanzhoheit (siehe oben) würde auf Kosten des armen „Mezzogiorno“ gehen. Viele sehen gar die Gefahr einer norditalienische Abspaltung durch die Hintertür.