Aktivität auf der "Balkanroute" nimmt stark zu

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BOSNIA-CROATIA-EU-MIGRANTSAPA/AFP/ELVIS BARUKCIC
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Das Bundeskriminalamt in Wien berichtet von massivem Anstieg des Schlepperwesens am Balkan, immer mehr Migranten, tödlichen  Unfällen sowie kippender Stimmung in der angestammten Bevölkerung.

Es gibt Anzeichen dafür, dass sich die Lage auf der „Balkanroute" wieder verschärft und sich vor allem immer mehr Schlepper mit Migranten dort auf den Weg machen. Ausdruck dafür seien unter anderem zahlreiche teils tödliche Vorfälle mit Migranten alleine in den vergangenen fünf Tagen, wie Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und des Menschenhandels im Bundeskriminalamt (BK), am Freitag zur APA sagte.

So kam in der Nacht auf Montag in Zentralkroatien ein Migrant in einem Van ums Leben, als der Schlepper vor der Polizei flüchtete. Dabei kippte der Van in einen Fluss. Eine Person wurde getötet. Der Lenker floh aus dem Fahrzeug und anschließend über ein noch intaktes Minenfeld aus den Jugoslawien-Kriegen, ohne Schaden zu nehmen.

Am Dienstag meldete Europol einen Unfall mit sechs Todesopfern und zehn verletzten Migranten auf der Autobahn bei Alexandroupoli in Griechenland. Ein Jeep fuhr zu schnell, um einer Polizeikontrolle zu entgehen, und stürzte auf der Strecke zwischen türkischer Grenze und Alexandroupoli in einen Bewässerungsgraben. In dem Fahrzeug waren 16 Migranten aus Pakistan und Ägypten, die aus der Türkei kamen. Sechs Menschen starben sofort, zwei waren vorerst in Lebensgefahr, acht erlitten Knochenbrüche. Die beiden bulgarischen Schlepper flüchteten zuerst, konnten aber von der griechischen Polizei gestellt werden.

Geschleppt werden zu Dumpingpreisen

Tatzgern berichtete, dass die Schlepper derzeit Dumping-Preise verlangen. Schon um 100 bis 200 Dollar (etwa 90 bis 180 Euro) transportieren sie Menschen weiter in Balkanstaaten wie Nordmazedonien oder Albanien. Der Schlepperlohn müsse aber im Voraus bezahlt werden, was bedeute, dass den Fluchthelfern das Wohlergehen ihrer „Fracht" dann eher nebensächlich sei.

In Griechenland "sind die Inseln voll, das Festland voll", sagte Tatzgern, was wenig beruhigend wirkt. Im Norden von Bosnien-Herzegowina würden derzeit 6000 bis 7000 Zuwanderungswillige auf die Weiterreise nach Kroatien drängen. Dem Leiter der BK-Zentralstelle zufolge kippe dort die Stimmung in der Bevölkerung, damit nehme der Druck zur Weiterreise zu.

Plus 50 Prozent Aufgriffe in Slowenien

Die slowenische Polizei registriere wiederum einen Anstieg von 50 Prozent an illegalen Migranten. Und es gab zuletzt mehrere große Aufgriffe entlang der Balkanroute: Am Mittwoch etwa wurden 21 Migranten von der Küstenwache nahe der türkischen Grenze südlich von Lesbos gerettet. Am Donnerstag wurden 38 Geschleppte in einem Kleintransporter bei Triest entdeckt. In Ungarn wurden 48 Geschleppte in einem Kleintransporter gefunden. Am heutigen Freitag landeten mehr als 500 Migranten auf Lesbos, und bei Farmakonise rund 50 Kilometer nördlich von Kos rettete die Küstenwache 26 Flüchtlinge.

(APA)

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