Gefangenenaustausch zwischen Moskau und Kiew beendet

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Moskau und Kiew hatten auf Initiative des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij seit Ende Juli über den Austausch von Gefangenen verhandelt. 35 Menschen sind heute auf beiden Seiten freigekommen - darunter die 24 ukrainische Seeleute und der von der Krim stammende Regisseur Oleh Senzow.

Der lang erwartete Gefangenenaustausch zwischen Russland und der Ukraine ist am heutigen Samstag über die Bühne gelaufen. Ein ukrainisches Flugzeug brachte 35 Gefangene aus Moskau nach Kiew. Es landete um 13.30 Uhr Ortszeit am Kiewer Flughafen Borispol. Präsident Wolodymyr Selenskij war vor Ort und begrüßte die Gefangenen per Handschlag, als sie aus dem Flugzeug ausstiegen.

Unter den vom Kreml freigelassenen Männern befinden die 24 ukrainischen Seeleute, der von der Krim stammende ukrainische Regisseur Oleh Senzow und der 21-jährige Blogger Pawlo Gryb. Die Männer wurden von Angehörigen und Journalisten begeistert empfangen. „Es ist ungewöhnlich, so viele Menschen zu sehen“, sagte ein Freigelassener.

Schon am Morgen hatten Busse mit den Häftlingen das Moskauer Lefortowo-Gefängnis verlassen. Die Fahrzeuge mit getönten Scheiben fuhren in Richtung des Flughafens Wnukowo-2 (einem VIP-Terminal). In Kiew hatten sich Familienmitglieder der Matrosen sowie Angehörige von Oleh Senzow, Olexander Koltschenko, Pavel Grib und anderen bereits in der Früh versammelt. Senzow war schon vor mehr als einer Woche aus einer Haftanstalt im Hohen Norden nach Moskau transferiert worden. Auch der in Moskau festgehaltene Journalist Roman Suschenko wurde ausgetauscht.

Wichtig für ukrainische Öffentlichkeit

Moskau und Kiew hatten auf Initiative des neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij seit Ende Juli über den Austausch von Gefangenen zur Entspannung der beiderseitigen Beziehungen verhandelt. Für Selenskij ist die Freilassung ein wichtiger Meilenstein. Er hatte nach seiner Wahl im April versprochen, sich für die Heimholung der Gefangenen einzusetzen.

Schon vor einer Woche schien der Austausch zum Greifen nahe, wurde dann aber wieder verschoben. Bis zuletzt wurde um die Namen auf der Liste gefeilscht. Insbesondere für die Angehörigen war das Ereignis eine harte psychische Prüfung - doch jetzt überwiegt die Freude.

Während in der ukrainischen Öffentlichkeit der Austausch seit Wochen ein viel besprochenes Thema ist, war es in Russland eine Verschlusssache. Über die ausgetauschten russischen Gefangenen ist wenig bekannt. Der russisch-ukrainische Journalist Kirill Wyschinskij befand sich in der Gruppe. Die Inkludierung eines anderen Mannes, Wolodymyr Tsemach, erregte Aufsehen und führte zu Kritik in den Niederlanden an Kiew. Tsemach war am Abschuss des Fluges MH17 im Juli 2014 beteiligt. Der ukrainische Geheimdienst entführte ihn im Juli in einer aufsehenerrgenden Aktion aus dem ostukrainischen Separatistengebiet. Moskau dürfte auf der Auslieferung Tsemachs bestanden haben, und Kiew, für das die Heimholung der eigenen Gefangenen Priorität hat, willigte ein. 

Putin: „Schritt hin zur Normalisierung"

Am Donnerstag hatte sich der russische Staatschef Wladimir Putin erstmals öffentlich direkt zu dem Gefangenenaustausch geäußert. Die Verhandlungen darüber seien fortgeschritten, sagte er. Geplant sei ein großangelegter Gefangenenaustausch, der "ein großer Schritt hin zur Normalisierung" der russischen Beziehungen zur Ukraine bedeute. Die Beziehungen zwischen Moskau und Kiew sind seit Russlands Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 äußerst angespannt.

Mehrere russische Politiker sprachen daher am Samstag von einem "historischen Ereignis" im Verhältnis beider Länder. Ein "hoffnungsvolles Zeichen" sah die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)." Auch US-Präsident Donald Trump begrüßte den Gefangenenaustausch. "Sehr gute Nachrichten, vielleicht ein erster großer Schritt zum Frieden", schrieb er auf Twitter

(APA/AFP/som)

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