Bei der Präsidentenwahl am Sonntag hat Medienmogul Karoui reelle Chancen, obwohl er wegen Korruption einsitzt.
Tunis. Die Finger der rechten Hand sind zum Victoryzeichen gespreizt, er gestikuliert, und doch wirkt jede Bewegung von Youssef Chahed einstudiert. Der massige Mann mit der sonoren Bassstimme ist kein Mensch, der einen Saal begeistern kann. Drei Jahre war er Premierminister Tunesiens, der jüngste Regierungschef in der Geschichte des Landes und gleichzeitig derjenige, der sich nach dem Arabischen Frühling 2011 am längsten an der Macht halten konnte. Jetzt will der 43-Jährige ganz nach oben und in den Präsidentenpalast einziehen.
Chahed redet von seinem „pragmatischen Traum“ für ein Tunesien, in das Touristen gerne reisen, in dem die Bürger sich sicher fühlen und gut leben, eine Nation mit weniger Bürokratie und weniger rigiden Vorschriften. Doch der Weg dahin ist dornig und lang, auch unter seiner Regie ging es nur in Trippelschritten voran. Tunesien sei eine große Baustelle, für die „man Willen, Beharrlichkeit und Geduld braucht“, sagt er.