Unabhängiger Jus-Professor bei Tunesien-Präsidentenwahl in Führung

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Kais Saied wird neben den im Gefängnis sitzenden Medienmogul Nabil Karoui in die Stichwahl einziehen.

Der unabhängige Jus-Professor Kais Saied liegt nach der Präsidentenwahl in Tunesien in Führung. Saied kam bei der Wahl am Sonntag auf 19 Prozent der Stimmen, teilte die Wahlkommission nach Auszählung eines Viertels der Stimmen am Montag mit.

An zweiter Stelle lag der Unternehmer Nabil Karoui mit 14,9 Prozent, gefolgt vom Kandidaten der islamischen Partei Ennahdha, Abdelfattah Mourou mit 13,1 Prozent. Geschlagen wurden Vertreter der etablierten politischen Kräfte, darunter Ministerpräsident Youssef Chahed, der seine Niederlage bereits am Sonntagabend eingeräumt hatte. Neben ihm waren auch zwei frühere Ministerpräsidenten sowie der Verteidigungsminister angetreten.

Der Medienmogul Karoui galt im Vorfeld als einer der Favoriten. Er sitzt in Haft, durfte aber trotzdem als Kandidat antreten. Gegen den 56-Jährigen, der nur wenige Tage vor Wahlkampfbeginn verhaftet worden war, wird wegen des Verdachts der Geldwäsche und der Steuerhinterziehung ermittelt.

Der Urnengang ist die zweite freie Präsidentschaftswahl seit der friedlichen Revolution im Frühjahr 2011. Bei der ersten Wahl 2014 waren im ersten Durchgang 64 Prozent der Wahlberechtigten zu den Urnen gegangen, diesmal lag die am Abend von der Wahlbehörde verkündete Beteiligung mit 45 Prozent also deutlich niedriger.

Ausgang der Wahl vollkommen offen

Gesucht wird in der Wahl ein Nachfolger des verstorbenen Staatschefs Béji Caïd Essebsi. Am Sonntag bewarben sich zwei Dutzend Kandidaten um den Einzug in die Stichwahl, die bis zum 23. Oktober stattfinden soll.

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen waren knapp sieben Millionen Wahlberechtigte aufgerufen gewesen, einen neuen Präsidenten zu wählen. Etwa 100.000 Sicherheitskräfte von Polizei und Militär überwachten die Wahlen.

Die Präsidentschaftswahl war eigentlich für November geplant gewesen, musste aber wegen des Todes des 92 Jahre alten Präsidenten Beji Caid Essebsi vorgezogen werden. Am Tag der Wahl starb auch die frühere First Lady Tunesiens, Chadlia Farhat, im Alter von 83 Jahren, wie die tunesische Nachrichtenagentur TAP berichtete.

Beobachter schätzten den Ausgang der Wahl als vollkommen offen ein. Unklar war zunächst, wann die Ergebnisse offiziell bekanntgegeben werden würden.

(APA/AFP/dpa)

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