Am Sonntag wählt Polen ein neues Parlament, doch alles wird wohl beim Alten bleiben: Die Regierungspartei PiS ist klarer Favorit, vor allem in Zentralpolen, wo soziale Fragen alles andere überschatten. Eine Reportage aus Heiligkreuz.
Ein Pannendreieck für sieben Euro, eine Muttermilch-Abpumpeinrichtung für das Vierfache, veraltete Smartphones und eine Schreckschusspistole liegen im Schaufenster des Pfandleihhauses Loombard. Allein an der zentralen Piłsudski-Straße in Końskie gibt es drei Versatzämter. „In der Not greift der Ertrinkende selbst zur Rasierklinge“, erklärt die Pfandleiherin trocken. „Seit ich hier arbeite, sinkt der Lebensstandard, alle schönen Autos und neuen Einfamilienhäuser sind auf Kredit.“ Die junge Frau ist froh, überhaupt eine sichere Stelle gefunden zu haben.
Es geht gut und schlecht zugleich in Końskie, dem Städtchen im Norden der Wojwodschaft Heiligkreuz (Świętokrzyskie ), bei den Parlamentswahlen am Sonntag der Wahlkreis Nummer 33. Gut geht es im Vergleich zum EU-Beitritt 2004. Seither wurden alle Häuser an die Kanalisation angeschlossen, Gehsteige angelegt, Schulen mit Computern ausgestattet. Schlecht geht es im Vergleich zum fernen Warschau mit seinen gläsernen Bürotürmen und schicken Sushi-Restaurants.