Hintergrund: US-Bomben auf Tripolis im Jahr 1986

Hintergrund: US-Bomben auf Tripolis im Jahr 1986
Hintergrund: US-Bomben auf Tripolis im Jahr 1986Symbolbild: F-111-Bomber der US-Airforce (c) General Dynamics
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Der einst durch den ehemaligen US-Präsidenten Ronald Reagan angeordnete Militärschlag gegen Gaddafi wurde international als Verletzung der UNO-Charta verurteilt.

US-Flugzeuge hatten in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1986 die beiden größten libyschen Städte Tripolis und Bengasi bombardiert. Der Angriff galt als Vergeltungsaktion für den Terroranschlag auf die bei US-Soldaten beliebte Diskothek "La Belle" zehn Tage zuvor in West-Berlin. Dabei waren drei Menschen getötet und rund 200 weitere verletzt worden. US-Präsident Ronald Reagan sah die Verwicklung des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi in den Sprengstoffanschlag eindeutig erwiesen.

Bei dem etwa halbstündigen Vergeltungsschlag waren nach Pentagon-Angaben achtzehn Schwenkflügel-Bomber vom Typ F-111 und fünfzehn Jagdbomber vom Typ A-6E (Intruder) beteiligt. Ziele seien Truppenunterkünfte, Hafenanlagen und der militärische Teil des Flughafens von Tripolis gewesen. In Bengasi wurden Kasernenanlagen und ein Militärflugfeld bombardiert. Nach unterschiedlichen westlichen Medienberichten wurden sechzig bis hundert Menschen getötet. In Tripolis wurden mehrere Wohnhäuser schwer beschädigt sowie die Botschaften Frankreichs, der Schweiz und anderer Staaten getroffen.

Öl-Deal mit den USA

US-Medien gingen davon aus, dass bei dem Angriff Gaddafi getötet werden sollte. Der im Jahr 1969 an die Macht gekommene Revolutionsführer überlebte die Bomben auf seine Residenz. Eine fünfzehn Monate alte Adoptivtochter kam ums Leben, Gaddafis Frau und weitere Kinder wurden verletzt. Die Vollversammlung der Vereinten Nationen verurteilte die US-Angriffe im November 1986 als Verstoß gegen die Charta der Vereinten Nationen und das internationale Recht.

Im November 2001 verurteilte das Berliner Landgericht wegen des La-Belle-Anschlags einen Mitarbeiter des libyschen Geheimdienstes zu lebenslanger Haft. Im August 2004 einigten sich die Gaddafi-Stiftung und deutsche Opfer-Anwälte auf Entschädigungszahlungen in Höhe von 28,4 Millionen Euro. Im August 2008 vereinbarten die USA und Libyen Entschädigungszahlungen für die Opfer weiterer Terroranschläge und der US-Militärangriffe. Kurz danach begannen Washington und Tripolis Verhandlungen über ein Öl-Handelsabkommen.

(Ag.)

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