Was die Litauer Österreich vorwerfen

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Der litauische Politologe Vladimiras Laučius über die Reaktionen seines Heimatlandes auf die Freilassung des Ex-KGB-Offiziers Golowatow.

Ich werde damit, was eine Reaktionswelle in den österreichischen Pressen ausgelöst hat, beginnen. Als die Offiziere Österreichs sehr eilig den verdächtigen am Mord von unbewaffneten Litauer, einen russischen ex-KGB Offizier, freigelassen haben, habe ich litauische Leser an die unschönen Worte eines französischen Diplomaten über Israel (kleines beschissenes Land) erinnert. Ich habe betont, dass diese Worte total unakzeptabel seien. Wenn jemand solche Begriffe für Österreich verwendet, werde ich ihn sicher nicht der Übertreibung bezichtigen.

Zum Ausdruck negativer Emotionen werden oft scharfe Worte (oder beleidigende Epitethonen) genutzt. Soll es später deutlich werden, dass solche Emotionen unbegründet waren, ist eine Entschuldigung gefragt. Wenn die Emotionen jedoch angemessen waren - sie waren begründet bei der Freilassung von Michail Golowatow - können wir nur für diese ganze Situation bedauern.

Wir sind von einer Welt umfasst, in der alle eilig zu leben sind und Eindrücke schaufeln anstatt versuchen und bewerten, wo wir sind, was wir sind, was passiert und wieso. Dasselbe kann man über das Lesen sagen. Die Menschen sind nicht mehr gewöhnt den Text zuzuhören und zu verstehen was der Autor sagen will. Ich wiederhole: ich habe Österreich nicht in unschönen Namen genannt. Ich habe nur gesagt, dass der Zwischenfall mit M. Golowatow den Menschen einen Grund nicht gut an das Land zu denken gibt. Die Worte des französischen Diplomaten waren gewählt nur als ein Symbol möglicher negativer Emotionen, und nicht als eine unbegründete Charakteristik eines Staates.

Meine Schätzung war korrekt: es gab eine gewaltige Empörung in der litauischen Gesellschaft. Beleidigende Karikaturen und Beiworte flogen in Bezug auf Österreich. Eigentümer der Bars in Litauen wollten bloß österreichisches Bier nicht mehr verkaufen. Es gaben Aufschriften „Kaufen Sie das in Moskau". Neben der Botschaft von Österreich in Vilnius wurden Proteste veranstaltet. Diese ganze Reaktion, sowie auch die Reaktion der österreichischen Presse wurde von einer Tatsache erregt: die schleimige, hastige Rückgabe von einer Person, die in Litauen für Kriegsverbrechen gesucht ist, zurück an Russland. Also verwirren wir bloß die Ursachen (die Tatsache) mit den Auswirkungen (Worte der litauischen Politiker und Kommentatoren) nicht.

Und noch die letzte Sache über anstößige oder verzerrte Worte. In unserem Fall es war nicht ein Wunsch irgendwen zu beleidigen oder brüskieren: die Menschen, den Staat, die Offiziere oder Presse Autoren. Es war nur eine symbolische Herausforderung für einen Kampf der Argumente. In der Zeiten des Adels würde man Duelle beginnen; mit einem Wurf des Handschuhes unter den Füßen des Gegners. Dieser Handschuh könnte nicht einen Fuß zerquetschen, die Schuhe verschmieren oder die Überzeugungen, die Werte, die Nationalität des Gegners beleidigen. Das war eine rein symbolische Geste. Der Zusammenstoß könnte auch ohne einen Handschuh passieren - ein offensives Wort war genug. Das anstößige Wort in solchen Fällen war mehr als eine symbolische Provokation betrachtet und nicht als Grund für einen Streit mit dem Ziel dialektisch die Gerechtigkeit zu beweisen.

Heutzutage eine wörtliche Provokation hat ganz oft die Funktion der Herausforderung für einen Zweikampf. Nur der Kamp ist mehr von Argumenten als von Rapieren oder Pistolen abhängig. Ihr wollt vielleicht fragen, ob ich ein Duell mit der österreichischen Presse wollte. Die Antwort ist nein. Ich habe den Teil der litauischen Gesellschaft und die öffentliche Personen, Kommentatoren und Politiker, die prorussisch sind oder einfach sicher sind, dass Litauen kriechen und sich an einer Rolle des Bauers gewöhnen, auf einen Kampf der Argumente eingeladen. Damit habe ich den Handschuh an einem spezifischen Teil von meinen Mitbürgern geworfen. An den Menschen die immer noch sagen, dass wir uns an den Schaden, den UdSSR uns angetan hat und nicht mal kompensiert oder einfach anerkannt hat, anpassen sollten. Auch für die jenen, die nur gleichmütig beobachten, wie die EU Staaten einer nach dem anderen unter dem russischen Einfluss kapitulieren, diesem Land offensive Rüstung („Mistral" Kriegsschiffe) verkaufen oder einfach auf die EU politische und energetische Solidarität spießen im Austausch für russisches Gas. Mit meinen scharfen Worten habe ich die Personen herausgefordert die empfehlen Litauen gleichgültig die Unmoralität Kremls und die nicht ohne der Einmischung Kremls passierende EU Demoralisierung zu bewerten.

Wieso hat Litauen in 1940 nicht mit einem Schuss gegen die sowjetische Okkupation widerstanden? Warum hat die damalige regierende Elite Litauens sein Volk verraten? Teilweise deshalb weil - nach der Meinung einiger litauischen Historiker - sie von bolschewistischen Russland gezähmt und bestochen war. Umso was nie wieder zu erleben müssen, sollen wir das politische Bewusstsein Litauens züchten. Wir können nicht versöhnlich an denen, die Russland helfen alle Personen, die möglicherweise unschuldige Menschen bei dem Vilniusser Fernsehturm im Jänner 1991 getötet haben und die die litauische Offiziere bei der Grenze mit Weißrussland am Juli 31-en, 1991, erschossen haben, sein.

Während der tragischen Ereignissen der 13 Jänner, 1991, Litauer haben nicht nur die Freiheit ihrer Heimat verteidigt, sondern auch überzeugt, dass sie ein staatliches, politisches Rücken und eine nationale Würde und Mut in sich haben. Die Sachen sind sehr zu schätzen. Wenn Österreich, wahrscheinlich von Kreml unterdruckt, wie nirgendwo haben einen verdächtigen Mörder der Jänner 13 Schlacht freilaufen lassen, das hat eine große Missachtung für den politischen Kampf litauischen Volkes und seine Opfern gezeigt. Es war eine Beleidigung an den litauischen Staat, seine Helden und der ganzen Gesellschaft, die in der schreckhaften Nacht des 13-en Jänner nicht nur für ihre Befreiung, sondern auch für die ganzen Werte der westlichen Zivilisation kämpfte. Und für eine der Wiegen dieser Zivilisation - Wien - scheinen die guten Beziehungen mit den Verteidigern der sowjetischen Strolchen und ihre Erben wichtiger als die Solidarität der europäischen Völker zu sein. Das war ein grausamer Schlag ins Gesicht.

Es ist so passiert, dass mit diesem Verhalten hat Österreich sich in den Fall litauischer Freiheit eingemischt - nur in der Seite der vorherigen Okkupanten - Sowjeten. Kein Litauer, der Respekt vor sich und seinen Staat hat, kann so ein Verhalten der österreichischen Behörden nicht rechtfertigen. Deswegen waren auch die Worte meines Artikels nicht sanft. Aber das war nicht eine Aufforderung irgendwie mit Österreich zu kämpfen: eher eine Anregung den Konformisten und den Verwöhner in sich zu überwinden. Konformismus, politische Gleichgültigkeit, Mangel der Solidarität sind die Probleme, die nicht nur die Grundlagen unseres Staates sondern auch der ganzen EU zerstören können.

Wir können nur hoffen, dass die aktuelle Spannung zwischen Österreich und Litauen wird von EU Solidarität, gemeinsamen Werten und verantwortlichen Politik beendet sein. Nicht zufällig habe ich in meinem Kommentar, den die österreichischen Medien so schnell bemerkt haben, von bilateralen Beziehungen zwischen Litauen und Österreich zur Thema EU politische Zukunft gewechselt. Diese Zukunft ist sehr unbestimmt. Im Kopf habe ich nicht so sehr das Problem der Euro Zone oder die Schulden der Staaten, sondern die Politik. Und wenn die Rede von der Politik geht, sehe ich zwei große Problemen: das Fehlen der Demokratie und Patriotismus.

Wir haben formale demokratische Verfahren, aber nicht genug vom Inhalt der demokratischen Politik. Paul Rahe in seinem kürzlich publiziertem Buch „Soft Despotism: Democracy‘s Drift" spricht genau davon. Die EU wird langsam von der französischen Idee der weltweiten Monarchie überwältigt. Das, was für die Briten für viele Jahrhunderte der größte Alptraum war wenn sie zu den mächtigen absoluten Monarchien - Frankreich oder Spanien - schauten, heute ist fast die Wahrheit in der bürokratisierten EU geworden. Am Ende des 18 Jahrhunderts Gegner der absoluten Monarchie in Frankreich haben so eine Form der Regierung „administratives Despotismus" genannt. Nämlich dieses Despotismus ist, entsprechend P. Rahe, ganz ähnlich zu Brüssel, der von den „mächtigen Mandarinen" kontrolliert ist.

Ein vorheriger deutscher Minister hat erwähnt, dass ein „kontroverses und schon veraltetes Ideal - der Nationalstaat" ist die größte Störung für die weiter europäische Integration. Laut dem Minister, Menschenrechte sollen als die Grundlage der europäischen Identität und gemeiner Bürgerschaft dienen. Jetzt versuchen wir eine Frage selbst beantworten: was für ein Patriotismus kann man von solchen Ländern erwarten wenn sie nicht mehr einen Nationalstaat haben und ihre Verpflichtung an Demokratie ist mit Unterstellung den „Brüssel Mandarinen" umgetauscht? Patriotismus gibt es in zwei Sorten. Eine ist Liebe für die Sachen, was man als eigenes bezeichnet, die Liebe für sein Land, Sprache, Kultur, Traditionen, Stolz auf sein Volk, auf die Vergangenheit. Eine andere Art von Patriotismus ist Verpflichtung an die Prinzipien des politischen Systems. Zwei Helden des amerikanischen Bürgerkrieges - Abraham Lincoln und General Robert Lee - haben diese zwei Arten von Patriotismus vertretet. R. Lee - die erste, A. Lincoln - die zweite.

Mein Gedanke ist einfach: ich fürchte, dass die EU weder die R. Lee, oder die A. Lincoln Typ Patrioten entwickelt. Die Verpflichtungen an seinem Land sind von der Untertreibung des Nationalstaates vernichtet. Andererseits nur Söldner, die nicht von politischen Werte, sondern vom Geld motiviert sind, können sich an die „Brüssel Mandarinen" patriotisch verpflichten. Ist die EU fähig dieses Problem zu lösen oder wenigstens es richtig zu verstehen? Darauf habe ich keine Antwort.

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