In einem offenen Brief haben Veteranen der KGB-Sondereinheit "Alpha" sich an den russischen Präsidenten gewandt. Sie bitten Medwedejw, sich als "Hüter der Verfassung", in den Fall Golowatow einzubringen.
Veteranen der KGB-Sondereinheit "Alpha" haben sich in einem offenen Brief an den russischen Präsidenten Dmitrij Medwedjew gewandt. In dem Schreiben, das am Mittwoch von der Nachrichtenagentur Interfax veröffentlicht wurde, drücken die Veteranen ihre Besorgnis über die Reaktion Litauens auf die Freilassung ihres ehemaligen Kommandanten Michail Golowatow aus. Auch das Verhalten der anderen beiden baltischen Staaten in Bezug auf die kurzfristige Festnahme in Österreich wird von ihnen thematisiert.
Medwedjew als " Hüter der Verfassung"
Einen Schwerpunkt bildet auch der von den Veteranen verübte Einsatz in der "Blutnacht" von Vilnius im Jänner 1991. Golowatow war damals der Kommandant der KGB-Spezialeinheit gewesen. Die Veteranen betonen, unter legitimer Befehlsgewalt in Ausführung ihrer Dienstpflicht gehandelt zu haben. Außerdem hätten sie keine scharfe Munition verwendet. Durch den Einsatz der "Alpha"-Einheit sei kein einziger Bürger der damaligen "Sowjetrepublik Litauen" ums Leben gekommen.
Abschließend bitten die Unterzeichner des Briefes den Präsidenten, sich "als Hüter der Verfassung" der Angelegenheit anzunehmen. Auch solle er die Vorwürfe der litauischen Justiz gegen ihren damaligen Kommandanten persönlich beurteilen.
Diplomatische Eiszeit
Die Affäre um die Festnahme des heute 62-jährigen Sportfunktionärs Golowatow vor über zwei Wochen auf dem Wiener Flughafen und die Freilassung desselben nach weniger als 24 Stunden haben zwischen Litauen, Lettland und Estland einerseits und Österreich andererseits zu einer diplomatischen Eiszeit geführt. In Österreich hatte der Vorfall auch innenpolitische Streitigkeiten zur Folge.
Golowatow steht in Litauen wegen "Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit" unter Anklage. Laut der österreichischen Justiz sind die Vorwürfe nicht ausreichend konkretisiert, um eine Auslieferung Golowatows zu rechtfertigen. Am Dienstag kritisierte EU-Justizkommissarin Viviane Reding die österreichische Vorgangsweise.
Blutnacht von Vilnius
Bei der Erstürmung des von einer Menschenmenge besetzten Fernsehturms von Vilnius in der Nacht auf den 13. Jänner 1991 starben 13 Litauer und ein "Alpha"-Beamter teils durch Kugeln und teils durch Überrollen von Panzern.
Bis heute gehen die Behauptungen über die Verantwortlichen des Blutbads sowie die Darstellung der Umstände zwischen Moskau und Vilnius weit auseinander.
(APA/Red.)