Brüssel wird zur Kaderschmiede – auch in Österreich

Von Brüssel nach Wien: Ulrike Lunacek führt die Grünen in die Nationalratswahl.
Von Brüssel nach Wien: Ulrike Lunacek führt die Grünen in die Nationalratswahl.(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Von Martin Schulz bis Elisabeth Köstinger: Immer öfter machen EU-Abgeordnete Karriere in ihrem Heimatland.

Wien/Brüssel. Das Kondolenzschreiben aus Zagreb traf am Freitag im Büro von Kanzler Christian Kern ein. „Unser Freund Alois Mock stand zu uns in den schwierigsten Zeiten während des Heimatkrieges“, schrieb der kroatische Premierminister Andrej Plenković zum Tod von Österreichs früherem Außenminister am Donnerstag. Beim Fall des Eisernen Vorhangs und bei der Vereinigung Europas habe Mock eine „unermessliche Rolle“ gespielt. „Er war ein Europäer. Ein Politiker, der Geschichte schrieb.“

Auch der kroatische Premierminister hat ein Naheverhältnis zu Europa und – wenn auch nicht in dieser Dimension – Geschichte in seinem Land geschrieben. Andrej Plenković wechselte im Vorjahr nämlich mehr oder weniger direkt aus dem EU-Parlament an die Spitze der kroatischen Regierung, nachdem die von ihm angeführten Konservativen (HDZ) die Parlamentswahl klar gewonnen hatten. Er ist, wenn man so will, das Musterbeispiel einer neuen Entwicklung in Europa: Die Zeiten, in denen das EU-Parlament eine Art Seniorenheim für ausgemusterte Politiker war („Hast Du einen Opa, schick ihn nach Europa“), sind vorbei. Seit einiger Zeit geht es eher in die andere Richtung. Das viel geschmähte Brüssel wird mehr und mehr zur Kaderschmiede für die nationale Spitzenpolitik.

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