UNHCR-Chef Christoph Pinter kann die Kritik an NGOs nicht nachvollziehen und will Flüchtlingshilfe am Ursprung ansetzen.
Die Presse: Die Mittelmeerflüchtlinge beherrschen derzeit die Politik. Wie groß sind die aktuellen Flüchtlingsströme aus Nordafrika tatsächlich?
Christoph Pinter: Wir haben uns die Zahlen der übers Mittelmeer kommenden Flüchtlinge für das erste Halbjahr näher angesehen. Ich finde es interessant, dass insgesamt die Zahlen eigentlich zurückgegangen sind, was in der medialen und politischen Debatte nicht vorkommt. Da ist allerdings die Ägäisroute mit dabei. Wenn man nur die zentrale Route über Libyen hernimmt, so sind im ersten Halbjahr 93.000 Menschen in Italien angekommen, im Vergleichszeitraum 2016 waren es 80.000 Menschen.