EU-Medizinagentur: Harte Konkurrenz für Wien

Pamela Rendi-Wagner.
Pamela Rendi-Wagner. (c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Zu Monatsende wird die Kommission ihre Wertung der Kandidatenstädte vorlegen. Ministerin Rendi-Wagner und Stadträtin Brauner werben am Montag in Brüssel für Wien – doch einige Mitbewerber haben klare Vorteile.

Brüssel. Wer darf sich ab dem Jahr 2019 als Standort der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) bezeichnen? 19 europäische Städte haben sich um die Nachfolge Londons beworben, das nach dem Ausscheiden des Vereinten Königreichs neben der EMA auch die Europäische Bankenagentur verlieren wird. Eine dieser Bewerberstädte ist Wien, und so reisen Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner und Stadträtin Renate Brauner am Montag nach Brüssel, um die Bewerbung vorzustellen.

Die Stadt und die Bundesregierung werfen sich für die Sache gehörig ins Zeug. Der Bau eines Betriebskindergartens würde finanziell gefördert. Der Schulbetreiber Brookes Education Group konnte davon überzeugt werden, eine englischsprachige Privatschule in Wien zu eröffnen. Drei große Immobilienprojekte nahe dem Bahnhof Wien-Mitte, dem Praterstern und in der Seestadt Aspern würden an die Ansprüche der rund 900 Mitarbeiter zählenden Behörde angepasst. Die Miete dafür betrüge für vorerst 25 Jahre nur einen symbolischen Euro jährlich. Und mit dem früheren Botschafter Österreichs bei der EU in Brüssel, Gregor Woschnagg, hat man einen profilierten Europakenner als Lobbyisten gewonnen.

Doch die Konkurrenz ist hart. Und einige Konkurrenten haben Vorteile, die Wien nicht kompensieren kann. Von Amsterdam zum Beispiel erreicht man mit dem Hochgeschwindigkeitszug Thalys Brüssel in weniger als zwei Stunden. Noch schneller ist man von Lille aus per Zug in der EU-Hauptstadt; das dortige Gesundheitszentrum Eurasanté muss man, anders als in Wien, nicht erst bauen, dort arbeiten und studieren bereits rund 30.000 Menschen. Brüssel selbst wiederum wirbt damit, weltweit die Nummer zwei bei klinischen Versuchen zu sein; zehn Prozent der Forschung und Entwicklung in der Biotechnologie in Europa finden in Belgien statt. Dass Österreich dieser Tage in einer Umfrage internationaler Arbeitnehmer als eine der weltweit unfreundlichsten Gesellschaften bewertet wurde, ist wenig hilfreich.

Finale auf dem EU-Gipfel

Am 30. September fällt eine Vorentscheidung: Dann wird die Europäische Kommission ihre Bewertung der Kandidaten vorstellen (Rendi-Wagner und Brauner haben bei ihr, wie der Kommissionskalender zeigt, nächste Woche kein Treffen). Ob die Staats- und Regierungschefs der Behörde folgen, wird sich am 20. November bei der Abstimmung auf dem EU-Gipfel zeigen. (GO)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2017)

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