Karas-Angriff auf Strache: "Er rüttelt an den Grundrechten der Bürger"

Karas
KarasAPA/ROBERT JAEGER
  • Drucken

Der EU-Abgeordnete Karas (ÖVP) wirft FPÖ-Vizekanzler Strache vor, bei EU-Themen ständig zu "zündeln". Strache hatte zuvor die Personenfreizügigkeit infrage gestellt.

Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sorgt einmal mehr für Aufregung mit EU-Aussagen. Diesmal ist es die Anregung, die EU-Personenfreizügigkeit infrage zu stellen. Kritik an Straches Überlegungen kommt aus der ÖVP. Der EU-Abgeordnete Othmar Karas wirft Strache ständiges "Zündeln" in Sachen EU vor.

Strache sprach sich Dienstagabend bei einer Diskussionsveranstaltung im Haus der Europäischen Union in Wien für eine Reform der derzeitigen Regel aus, nach der EU-Bürger in jedem Mitgliedsland ihrer Wahl wohnen und arbeiten dürfen. Die Personenfreizügigkeit habe auch negative Folgen und führe etwa auf dem Arbeitsmarkt zu einem "Verdrängungsprozess", meinte der FPÖ-Chef. Die EU, kritisierte Strache, lehne es ab, die Freizügigkeit überhaupt zu diskutieren.

Die Personenfreizügigkeit ist einer der Grundpfeiler der EU und des Europäischen Binnenmarkts - zusammen mit dem freien Waren- und Kapitalverkehr sowie der Dienstleistungsfreiheit. Sie gibt jedem EU-Bürger das Recht, sich seinen Wohnort und Arbeitsplatz auch außerhalb des Heimatlands innerhalb der EU auszusuchen.

ÖVP-Delegationsleiter Karas kommentierte Straches Aussagen, die auch von mehreren internationalen Medien kommentiert wurden, kritisch. "Es ist bedauerlich, dass Heinz-Christian Strache bei jeder Wortmeldung zur Europäischen Union zündelt und damit Irritationen in und außerhalb Österreichs auslöst", erklärte Karas gegenüber der APA im EU-Parlament in Straßburg. "Wenn Strache die Bewegungsfreiheit in der EU infrage stellt, dann rüttelt er an den Grundrechten der Bürger, an den Grundfesten der EU und am Binnenmarktkonzept, von dem Österreich überdurchschnittlich profitiert. Ich erinnere daran, dass das auch rund 250.000 Österreicher in anderen EU-Ländern betreffen würde und der Wohlstand Österreichs zu 60 Prozent von der Teilnahme am EU-Binnenmarkt abhängt."

Neos vergleichen Strache mit Orbán

Neos-Europasprecherin Claudia Gamon verglich den Vizekanzler mit dem ungarischen Regierungschef Viktor Orban. "Die vier Grundfreiheiten (...) sind die größte Errungenschaft der Europäischen Union. (...) "Dass Strache diese fundamentale Freiheit in Frage stellt, zeigt, wie sehr er schon auf den Kurs Viktor Orbans abgeglitten ist", schrieb sie in einer Aussendung vom Mittwoch. Sie betonte: "Wir helfen unseren Nachbarn sicher nicht, indem wir unsere Grenzen wieder dichtmachen und uns von ihnen abschotten."

Auch die Paneuropa-Bewegung äußerte sich kritisch zu Straches Aussagen. Generalsekretär Rainhard Kloucek nannte die Überlegungen in einer Mitteilung vom Mittwoch "eine nationalistische Sackgasse mit Abgrund". Notwendig sei nicht eine Einschränkung der Grundfreiheiten, "sondern deren volle Umsetzung in einem echten, vollständigen Binnenmarkt".

Zuletzt hatte Strache bei einem Brüssel-Besuch mit Attacken auf die EU-Grenzschutzagentur Frontex für Aufsehen gesorgt. Die Aufgabenstellung von Frontex sei "alles andere als ein Grenzschutz", sondern eher "Schlepperaktivität in modernem Sinn", sagte der Vizekanzler im Hinblick auf Seenotrettungen von Flüchtlingen. Frontex würde Flüchtlinge aus dem Meer fischen und nach Europa bringen, die Agentur gehöre deshalb neu aufgesetzt, so Strache.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Europa

Van der Bellen: Straches Vorstoß hat "absolut keine Chance"

FPÖ-Vizekanzler Strache hatte die Abschwächung der EU-Personenfreizügigkeit vorgeschlagen. Der Bundespräsident hält das für nicht umsetzbar. Bundeskanzler Kurz verteidigt Strache: Man solle dessen Aussagen "nicht überinterpretieren".
Austrian Chancellor Sebastian Kurz and Vice Chancellor Heinz-Christian Strache attend a news conference in Mauerbach
Europa

Strache stellt EU-Personenfreizügigkeit infrage

Der Vizekanzler (FPÖ) sieht das "Potenzial Osteuropas für Westeuropa abgezogen" und beklagt einen "Verdrängungsprozess" am österreichischen Arbeitsmarkt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.