Mini-EU-Asylgipfel: "Wir wollen Brückenbauer sein"

Aus dem Archiv: Kurz und Merkel
Aus dem Archiv: Kurz und Merkel(c) REUTERS (Michele Tantussi)
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Österreich will beim Konflikt um eine gemeinsame Migrationspolitik in der Europäischen Union eine Vermittlerrolle einnehmen.

"Die ungelöste Migrationsfrage hat sehr viele Spannungen ausgelöst und zu unterschiedlichen Zugängen geführt. Wir wollen Brückenbauer sein", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz am Sonntag vor einem Mini-Asylgipfel in Brüssel.

Kurz hofft, dass bei dem Treffen von 16 EU-Staaten am Sonntag, beim EU-Ratsgipfel am Donnerstag und Freitag und dann unter Österreichs EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr vor allem die Gemeinsamkeiten in der Migrationspolitik herausgearbeitet werden und der Fokus auf diese gelegt wird.

Der Bundeskanzler sieht darin vor allem die Stärkung eines funktionierenden Außengrenzschutzes und den Ausbau von Frontex mit erweitertem Mandat, um aktiv gegen Schlepper und auch in Drittstaaten vorgehen zu können. "Wenn das gelingt, wäre das ein gewaltiger Schritt in die richtige Richtung", so Kurz.

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Es brauche hier eine "gemeinsame europäische Lösung, um sicherzustellen, dass es ein Europa ohne Grenzen nach innen gibt". Er selbst sei mit offenen Grenzen aufgewachsen. Europa dürfe diese "große Errungenschaft" nicht gefährden. Den Mini-Gipfel am Sonntag bezeichnete Kurz als "informelle Arbeitssitzung - es sollte daher keine zu hohen Erwartungshaltungen geben". Der dabei zu erwartende Austausch und Diskurs könne einer gemeinsamen Lösung aber nur dienlich sein. Beim EU-Gipfel am Ende der Woche könnte man dann in Sachen Beschlussfassung "einen Schritt weiter" kommen, erklärte Österreichs Bundeskanzler.

Positiv bewertet Kurz den Umstand, dass es bei der Migrationspolitik "immer mehr in die richtige Richtung" gehe. "Vieles was ich 2015 schon gesagt habe, ist heute verbreitete Meinung in vielen EU-Staaten."

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Der Sondergipfel, zu dem EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker für Sonntag in Brüssel eingeladen hat, findet auf Wunsch der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel statt. Merkel, die zuhause unter immensem Druck ihres Koalitionspartners CSU steht, möchte den europäischen Partnern einen gemeinsamen Kurs in der Migrationspolitik abringen. Etlichen EU-Staaten ist Merkels Vorgehen in der Asylpolitik inzwischen zu zaghaft, sie fordern wesentlich striktere Maßnahmen gegen illegale Migration, eine Abschottung der EU-Außengrenzen und eine Abkehr von Merkels "Willkommenspolitik".

Vor allem die rechtspopulistische Regierung in Italien machte zuletzt lautstark Front gegen Merkels Pläne. Die Visegrad-Staaten Ungarn, Polen, Tschechien und die Slowakei boykottieren das Treffen überhaupt. Schafft Merkel bis zum Ende der Woche keine Einigung auf EU-Ebene, dann droht in Deutschland der endgültige Bruch mit dem Koalitionspartner CSU - mit unabsehbaren Folgen für ihre eigene politische Karriere und Kanzlerschaft.

(APA)

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