Energiewende-Vordenker Hans Kronberger gestorben

Pressekonferenz mit BM Hofert, A. Riedl am 23.4.2018
Pressekonferenz mit BM Hofert, A. Riedl am 23.4.2018Innovationslabor act4.energy/APA
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Einer der wichtigsten Wegbereiter der Erneuerbaren Energien in Österreich ist tot: Umweltjournalist und Europaparlamentarier Hans Kronberger starb unerwartet mit 67 Jahren.

Er war einer der wichtigsten Vordenker der Erneuerbaren Energien in Österreich: am 14. Juli starb der Journalist, EU-Abgeordnete und Autor Hans Kronberger unerwartet nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 67 Jahren. Kronberger war in Österreich einer der Ersten, der sich - zunächst publizistisch und später auch politisch - für den Umstieg auf Erneuerbare Energien einsetzte. Und wie kaum ein anderer hielt er ein Leben lang daran fest, mit nie erlahmender Leidenschaft und ansteckendem Optimismus.

Der 1951 in Hall bei Admont geborene Steirer studierte von 1971 bis 1979 Publizistik und Völkerkunde an der Universität Wien, wo er mit dem Doktorat abschloss. Danach arbeitete er bis 1982 als Redakteur beim Magazin Extrablatt, bevor er für 14 Jahre zum ORF wechselte. Als Redakteur der „Argumente“, „Bürgerforum“, „Konflikte“ engagierte er sich für zivilgesellschaftliche, Verbraucherschutz- und Umweltthemen - mit zunehmendem Schwerpunkt auf Erneuerbaren Energien.

Einer der engagiertesten Umweltpolitiker in Strassburg

Die Energiewende wurde damals sein Lebensthema. Sein Einsatz dafür  brachte Kronberger 1995 den Europäischen Solarpreis für Publizistik ein. Ein Jahr später weitete er sein Engagement für Erneuerbare Energien auf europäische Ebene aus, als ihm die FPÖ eine Kandidatur für das Europaparlament anbot. Der politisch "grüne" Kronberger blieb betont parteilos. Er nutzte seine Arbeit im Parlament, um auf der Ebene der EU-Gesetze den Umstieg auf Erneuerbare Energien zu fördern, und wurde in Brüssel und Strassburg einer der engagiertesten Umweltpolitiker.

In den acht Jahren seiner Abgeordnetenfunktion gestaltete er im Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesundheit und Verbraucherschutz viele Energie-Richtlinien mit, zum Teil - wie die Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie - maßgeblich. Diese brachte die bevorzugte Einspeisung erneuerbarer Energie, die Förderung der erneuerbaren Stromerzeugung und die Liberalisierung des Strommarktes. Kronberger blieb bis 2004 Mandatar. Damals wurde er von der FPÖ zwar wiederum an wählbarer Stelle aufgestellt - doch der Widerstand gegen den dieser Partei in vieler Hinsicht distanziert gegenüberstehenden Umweltaktivisten war stärker: Ein erfolgreicher Vorzugsstimmenwahlkampf brachte stattdessen FP-Politiker Andreas Mölzer ins EU-Parlament.

"Blut für Öl", "Geht uns aus der Sonne"

Bei alledem blieb Kronberger immer auch investigativer Journalist und Publizist, veröffentlichte mehrere Bücher, wie "Blut für Öl" und "Geht uns aus der Sonne". In ihnen geht es nicht nur um Umwelt, Geopolitik und wirtschaftliche Aspekte der Abkehr von fossilen hin zu erneuerbaren Ressourcen, sondern auch um eine Mentalität: Die Unabhängigkeit von zentraler Versorgung bedeutete für Kronberger auch einen Zugewinn an  zivilgesellschaftlicher Freiheit.

Seit 1993 gab Hans Kronberger auch "Die Sonnenzeitung" heraus. Er ging stets davon aus, dass der größte Feind der Erneuerbaren Energien das Unwissen über ihre Möglichkeiten war - und nutzte neben all seiner sonstigen Arbeit die Kraft der Worte, um zu informieren und Überzeugungsarbeit zu leisten.

In der österreichischen Energiepolitik engagierte sich Hans Kronberger seit 2008 auch als Präsident des Branchenverbands Photovoltaic Austria. Hier verfolgte er das Ziel, die Photovoltaik in Österreich marktreif zu machen. Er gestaltete in dieser Zeit unter anderem zwei Reformen des für diese Branche essenziellen Ökostromgesetzes mit.

„Hans Kronberger hat erreicht, dass die Energiewende und die großen Möglichkeiten der Sonnenenergie bei vielen Menschen in Österreich angekommen sind“, sagte Peter Püspök, Präsident des Dachverbandes Erneuerbare Energie Österreich, zum Tod des 67-Jährigen. Die Verabschiedung findet am Freitag, den 3. August in Wien statt. Ein Kondolenzbuch gibt es online auf www.energiekommunikation.at/kondolenz.

(red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2018)

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