Neuer britischer Außenminister kommt am Mittwoch nach Wien

Der britische Außenminister Jeremy Hunt wird in Wien erwartet.
Der britische Außenminister Jeremy Hunt wird in Wien erwartet.APA/AFP/dpa/MICHAEL KAPPELER
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Jeremy Hunt kommt zu einem Gespräch mit Außenministerin Karin Kneissl zusammentreffen. Auch der Brexit wird Thema sein. In China passierte Hunt ein Faux-pas.

Der neue britische Außenminister Jeremy Hunt soll bereits am Mittwoch dieser Woche in Sachen Brexit Österreich besuchen. Das Außenministerium hat den Besuch Hunts am Montag gegenüber der Austria Presse Agentur bestätigt. Hunt wird von 9 Uhr bis 10 Uhr mit Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) vor allem in Sachen Brexit zusammentreffen. Im Anschluss ist ein gemeinsames Pressegespräch vorgesehen.

Kneissl hatte am Wochenende in einem BBC-Interview betont, dass der EU-Chefverhandler - Kommissar Michel Barnier - für die 27 Mitgliedsstaaten verhandle. Er sei ernannt worden, um "die Stimme" der EU-27 zu sein, betonte sie auf die Frage, ob London in den Brexit-Gesprächen die EU-Kommission umgehen und einen Deal mit den Regierungen schließen könnte. Zuvor hatte auch Europaminister Gernot Blümel (ÖVP) in einem Interview mit der APA die Unterstützung für Barnier hervorgehoben und die Beibehaltung einer geschlossenen Haltung der EU-27 als "oberstes Gebot" und Hauptaufgabe des österreichischen EU-Ratsvorsitzes bezeichnet.

Der EU-Ratsvorsitz hält weiter am Ziel fest, bis Oktober eine Einigung auf den EU-Austrittsvertrag zu erzielen. May hat ihr Kabinett Anfang Juni auf einen weicheren Brexit-Kurs eingeschworen. Diesem Schwenk verdankt auch Hunt seinen Job, war doch der bisherige Außenminister und Brexit-Wortführer Boris Johnson aus Protest gegen den neuen Kurs Mays zurückgetreten. Wegen des Wechsels werden in Großbritannien Rufe nach einem zweiten Referendum über das Verhandlungsergebnis Londons mit Brüssel immer lauter.

Salvini empfiehlt Härte

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte am Freitag bei einem Treffen mit May in Salzburg seine Hoffnung geäußert, einen harten oder ungeordneten Brexit zu vermeiden. Schützenhilfe der besonderen Art erhielt die Premierministerin am Wochenende vom italienischen Vizepremier Matteo Salvini, der sie in einem Interview mit der "Sunday Times" zu Härte gegenüber Brüssel aufforderte. "Meine Erfahrung im Europäischen Parlament sagt mir, dass man sich entweder aufdrängt oder sie betrügen Dich", sagte er in Anspielung auf Barnier.

Ob Hunt in Wien auch mit IAEO-Generalsekretär Yukiya Amano zusammentreffen wird, wurde nicht bestätigt. Die APA hatte erfahren, dass Hunt und Amano auch über das in Wien unterzeichnete und von US-Präsident Donald Trump aufgekündigte Atomabkommen mit dem Iran beraten werden. Am 6. August treten die US-Sanktionen gegen im Iran engagierte westliche Unternehmen in Kraft, wodurch der Atomdeal weiter ins Wanken geraten dürfte.

Bei dem Treffen von Hunt und Kneissl dürfte es auch um internationale Themen wie die Spannungen mit Russland oder die Lage in Syrien sowie das Atomabkommen gehen. Der britische Außenminister befindet sich derzeit in China. Peking hat nach britischen Angaben ein Freihandelsabkommen für die Zeit nach dem Brexit ins Gespräch gebracht. Nach chinesischen Angaben wurde vereinbart, den Umfang des Handels und der gegenseitigen Investitionen auszuweiten. Vor seinem Wien-Besuch soll Hunt noch eine Paris-Visite absolvieren.

Faux-pas in China

Hunt machte am Montag mit einem Versuch Schlagzeilen, sich bei seinen chinesischen Gesprächspartnern beliebt zu machen: Bei einem Treffen mit seinem Amtskollegen Wang Yi am Montag in Peking wollte Hunt ins Treffen führen, dass er mit einer Chinesin verheiratet ist - sagte aber stattdessen "Japanerin". Schnell korrigierte er sich und sprach von einem "schrecklichen Fehler".

China und Japan sind seit Jahrhunderten Rivalen. Auch wenn sich die Beziehungen zuletzt etwas entspannt haben, bleibt vor allem die blutige japanische Besatzung von Teilen Chinas in den 1930er und 1940er-Jahren ein mehr als heikles Thema. Nach seinem Faux-Pas machte Hunt schnell weiter und betonte, dass seine Kinder "Halb-Chinesen" seien.

Über die in Xian lebenden chinesischen Großeltern gebe es "starke Familienbindungen nach China", sagte Hunt. Der ehemalige britische Gesundheitsminister hat mit seiner Ehefrau Lucia Guo drei Kinder.

Hunts Amtsvorgänger Boris Johnson war für peinliche und mitunter auch rassistische Auftritte bekannt. Afrikaner bezeichnete er einmal als "Fahnen schwenkende" Menschen mit "Wassermelonen-breitem Lächeln". Dabei benutzte er das Wort "piccaninnies", mit dem dunkelhäutige Kinder abschätzig bezeichnet werden. Johnson entschuldigte sich später für seine Wortwahl.

(APA)

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