Entsetzen über Hasspostings nach Treffen von Kurz mit Soros

US-Investor George Soros traf am Montag auch auf Bildungsminister Heinz Fassmann (ÖVP).
US-Investor George Soros traf am Montag auch auf Bildungsminister Heinz Fassmann (ÖVP).APA/HERBERT NEUBAUER
  • Drucken

Internationale Journalisten sind entsetzt über die antisemitischen und verschwörungstheoretischen Postings über das Treffen. Viktor Orbáns Erzfeind ist in Wien, um über die Ansiedlung seiner Central European University zu sprechen.

Die Nachricht vom Treffen von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) mit dem umstrittenen ungarischstämmigen US-Investor George Soros hat eine Welle von Hasspostings ausgelöst. "Unfassbare Kommentare" und erschreckender "Katalog des Hasses" schrieben Wien-Korrespondenten von internationalen Tageszeitungen am Montag angesichts Hunderter Kurznachrichten auf Twitter.

Das Treffen vom Sonntagabend wurde in den Tweets als "Verrat" beschimpft, Soros "zur Hölle" gewünscht und als einer "der größten Teufel unserer Erde" bezeichnet. Mehrere Poster bezogen sich auch auf die in antisemitischen Kreisen verbreitete Theorie, wonach Soros mit seinem "schmutzigen Geld" Wirtschaftsmigranten nach Europa treibe. Andere verwiesen darauf, dass Soros "Jude" sei.

Die rechtsnationale ungarische Regierung von Viktor Orbán betrachtet den Liberalen Soros als ihren erklärten Feind. Dem Holocaust-Überlebenden wird vorgeworfen, einen eigenen "Plan" zur Ansiedlung von Migranten in Europa zu haben, wobei es sich nach Ansicht von Kritikern um eine Verschwörungstheorie mit antisemitischen Untertönen handelt. Auch FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus sagte im April, es gebe "stichhaltige Gerüchte", wonach Soros "gezielt Migrantenströme nach Europa" lenken würde.

Ansiedlung der Privatuniversität in Wien

Kurz hatte Soros am Sonntagabend im Bundeskanzleramt empfangen. Dabei sei es um die Ansiedlung der Central European University (CEU) in Österreich sowie allgemeine außen- und europapolitische Fragen gegangen, teilte ein Sprecher des Kanzlers mit. In der Frage der Migrationspolitik habe es "durchaus unterschiedliche Auffassungen" gegeben.

Am Montag traf Soros mit Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) zusammen. Faßmann äußerte sich erfreut über die bevorstehende Übersiedlung der CEU von Budapest nach Wien. "Ich begrüße die Verstärkung des Universitätsstandortes Wien", sagte Faßmann. Die geplante Übersiedlung der Universität sei offenbar auch eine Folge der Lage in Ungarn.

Neues Gesetz in Ungarn

Ein neues ungarisches Hochschulgesetz aus dem Jahr 2017 hatte offenbar einen Angriff auf die CEU als Ziel. Obwohl die in Ungarn und den USA akkreditierte Universität inzwischen den Anforderungen des Gesetzes entspricht, weigert sich die ungarische Regierung eine Vereinbarung mit dem US-Staat New York zu unterzeichnen, die den Weiterbestand der CEU in Ungarn garantieren würde.

Faßmann und der ungarisch-jüdischstämmige US-Finanzier und Philanthrop trafen einander am Rande einer Feierstunde zum 25. Gründungstag des ebenfalls von Soros finanzierten Open Medical Institutes in Wien. Die in Österreich ansässige Institution bietet vornehmlich Fortbildungen für Ärzte und medizinisches Personal an, um den Braindrain aus ärmeren Ländern zu verringern.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Soros und Kurz
Meta-Nachrichten

Kurz empfing Milliardär George Soros

Österreich sei offen für eine Ansiedlung der Soros-Uni Central European University. Am heutigen Montag soll es ein Treffen mit Bildungsminister Heinz Faßmann geben.
US-Milliardär George Soros war nicht nur in Ungarn Thema in der Politik.
Außenpolitik

Das also soll der "Soros-Plan" sein

Ungarns Außenminister schickte Bundespräsident Alexander Van der Bellen den sogenannten "Soros-Plan" - eine Sammlung von sechs Zitaten auf einem A4-Blatt. Der Brief liegt der "Presse" vor.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen
Innenpolitik

Van der Bellen nennt Gudenus-Soros-Sager "einfach lächerlich"

Der FPÖ-Klubchef meinte, es gebe "stichhaltige Gerüchte", wonach der US-Milliardär daran beteiligt sei, "Migrantenströme nach Europa zu unterstützen".
Christian Kern sieht Österreichs lieber bei "den Macrons und den Merkels".
Außenpolitik

FPÖ-Aussagen zu Soros: Kern fordert Kurz zu Konsequenzen auf

Der SPÖ-Chef mahnt in Berlin: "Österreich setzt sich an den Katzentisch Europas und nimmt neben dem polnischen und dem ungarischen Regierungschef Platz."
Hungary's Prime Minister Orban and Austria's Chancellor Kurz leave a news conference in the chancellery in Vienna
Innenpolitik

Anti-Soros-Kampagne: Kurz distanziert sich von Orbán und Gudenus

Die Theorien von FPÖ-Klubobmann Gudenus über den ungarischen Milliardär George Soros will der Bundeskanzler nicht teilen. Allerdings: Sachliche Kritik dürfe immer angebracht werden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.