Wenn die Kiebitze des britischen Austrittsdramas plötzlich selbst Verantwortung übernehmen sollen, bekommt einer nach dem anderen von ihnen kalte Füße.
London. Den harten EU-Austritt verlangen in Großbritannien vor allem jene, die von den Folgen am wenigsten zu befürchten haben. Entweder sie sind sehr reich oder politische Hasardeure – oder beides. Ein führender Vertreter ist der erzkonservative Jacob Rees-Mogg, der über seinen ersten Wahlkampf 1997 berichtet: „Unsere Kinderfrau empfahl mir, den Mercedes statt des Bentley zu nehmen, denn das hätte man als protzig auslegen können.“ Er führte zuletzt den versuchten Aufstand gegen Premierministerin Theresa May an.
Seit Monaten schürt und führt er den Widerstand gegen einen weichen Brexit. Der Deal zwischen London und Brüssel war dem Mann im Zweireiher nun endgültig zu viel, und so warf Rees-Mogg der Premierministerin in dramatischer Geste den – ohne Zweifel maßgeschneiderten – Fehdehandschuh hin. Der Putschversuch endete freilich als Rohrkrepierer. Den Rücktritt von May, so zeigte sich, verlangen vor allem jene, die selbst nicht den Mut haben, Verantwortung zu übernehmen.